Tagungsbericht 2024

Tagungsbericht 2024

Tagungsberichte

Das erste Mal woanders! Unsere diesjährige Jahrestagung fand vom 24. bis 26. Mai in Fulda in Hessen statt. Der Stadtgasthof Drei Linden war dabei sowohl Tagungs- als auch für die meisten Teilnehmer Übernachtungsort. Die ersten Angereisten trafen sich schon Freitagabend in der Altstadt von Fulda zum geselligen Abendessen im Chumbos, einem mexikanischem Restaurant. Etliche neue Gesichter waren dabei und es gab gute Gespräche und viel Austausch.

Die Vorträge am Samstag vor rund 35 Tagungsteilnehmern eröffnete Dr. Johannes Penner mit seinem Vortrag zu Citizen Conservation unter dem Motto „Haltung rettet Arten“. Er erläuterte die Struktur der erst vor wenigen Jahren gegründeten gGmbH und deren Ziele. Bei Citizen Conservation werden Zuchtbücher für verschiedene Arten von Fischen, Amphibien und Reptilien geführt sowie Zielzahlen von zu erreichenden Tieren und Haltern für einen Zeitrahmen von 40 Jahren gesetzt. Die Halter bekommen die Tiere zur Pflege überlassen, die Tiere und deren Nachzuchten verbleiben aber natürlich im Eigentum von CC. Teilnehmen können sowohl engagierte Privathalter als auch Schulvivarien, Zoos oder andere Institutionen. Als erste Chamäleonart wurde nun Rhampholeon acuminatus ins Programm aufgenommen. Die Ursprungstiere stammen aus dem Zoo Wien und werden dort – gemäß ihrer Herkunft – relativ kühl mit tagsüber unter 25°C und starker Nachtabsenkung auf 7-9°C gehalten. Weitere Halter werden noch gesucht! Wir sind sehr gespannt auf den Fortschritt des Projekts.

 

Nach der Mittagspause ging es weiter mit einem Bericht von Martin Etave, der im Juli diesen Jahres erstmals nach Madagaskar fliegt, um dort verschiedene Projekte im Spezialreservat Vohimana zu begleiten. Bisher wurden in Zusammenarbeit mit dem Caméléon Center Conservation (Schweiz) dort vor allem die vorhandenen Arten an Chamäleons in Vohimana bestätigt sowie an ihren jeweiligen Fundorten Luftfeuchtigkeit, UVI und Temperaturen gemessen. Außerdem stehen mehrere interessante Studien in ihren Anfängen, so zum Beispiel das Zusammenspiel zwischen bevorzugten Pflanzen und Chamäleons oder präferierte Habitate der verschiedenen Arten. Im Chester Zoo werden derzeit Versuche zur Besenderung von Parsons Chamäleons durchgeführt, um deren Ökologie in Vohimana später genauer erforschen zu können.

Im Anschluss berichtete Paula Miranda Sapion, Doktorandin bei ExoMed, von einem Fall einer sehr speziellen Parasitose bei einem Elefantenohrchamäleon (Trioceros melleri). Sogenannte Zungenwürmer wurden bei der Sektion eines verstorbenen, vorher in einem Zoo gehaltenen Chamäleon entdeckt. Die Parasiten waren so zahlreich in der Lunge vorhanden, dass das Tier daran verstorben war. Unklar ist, woher die Infektion stammte und ob sie Konsequenzen für weitere Tiere hat. Eine andere Art Raillietiella wurde bereits vor Jahren mit invasiven Reptilienarten in die USA eingeschleppt und sorgt dort für viele Tode unter einheimischen Reptilien. Als nächstes stand Dr. Malek Hallinger auf dem Programm, der aber leider kurzfristig verhindert war. Sein „wilder Ritt durch die Mikrobiologie“ wurde dankenswerterweise von Paula vorgestellt. Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten – was ist das, wo liegen die Unterschiede und was können sie in Chamäleons bewirken? Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Mikrobiologie.

 

Beim Fotowettbewerb gab es dieses Jahr zwei Kategorien. Bei den Naturaufnahmen siegte Svea Brüne mit dem Foto eines Calumma vohibola im Regenwald von Akanin’ny Nofy auf Madagaskar. In der Kategorie Terraristik konnte Michael Schuchard die Tagungsteilnehmer mit seinem Foto von zwei Trioeros ellioti Jungtieren überzeugen. Beide erhielten je einen 50 € Gutschein von Chimaira sowie einen Chamäleon-Kalender. Auf dem zweiten Platz landeten bei den Naturaufnahmen punktgleich David Prötzel und Gerd Fritzsche. In der Terraristik wurde ebenfalls Gerd Fritzsche zweiter. Sophie Obermaier konnte den dritten Platz abräumen. Die zweiten und dritten Plätze bekamen jeweils Gutscheine von Der Terraristikladen oder QB Insects und die begehrten Chamäleonkalender.

Danach ging es direkt weiter mit einer Expedition nach Tansania, die Dr. Frank Glaw Ende letzten Jahres unternommen hatte. Die Reise war den Chamäleons der Eastern Arc Mountains gewidmet, die bekannt sind für viele verschiedene Chamäleonarten, die jeweils isoliert auf ihren eigenen Bergen und Höhenstufen leben. Frank zeigte die Chamäleonsuche zu Fuß in West- und Ost-Usambara sowie auf den Taita Hills. Nach anfänglich ausbleibendem Glück wurden die Expeditionsteilnehmer in mehreren Wochen mehr als fündig. Sie konnten sehr viele Kinyongia- und Trioceros-Arten finden und natürlich fotografieren, aber auch kleinere Arten wie Rhampholeon spinosus oder Rieppeleon brevicaudatus beobachteten sie in ihrem natürlichen Lebensraum. Außerdem wissen wir nun alle, wie man Wilderer in Tansania „ohne viel Papierkram“ verschwinden lässt. Interessant waren eher unerwartete Fundorte wie eine Population farblich sehr vielfältiger Trioceros deremensis, die nachts einfach in hohem Gras abseits von Büschen oder Bäumen saß. Der Samstagabend klang gemütlich im Stadtgasthof Drei Linden aus. Bei vorzüglichem Essen reichten die Chamäleongespräche bis spät in die Nacht.

 

Am Sonntag ging es los mit einem Reisebericht von Svea Brüne, die im März das erste Mal auf Madagaskar war. Obwohl die ursprünglich geplante Reiseroute wegen eines Zyklons und mehreren eingestürzten Brücken spontan geändert werden musste, konnte sie viele verschiedene Chamäleonarten sehen. Danach ging es raus an die frische Luft: Eine ganze Reihe Tagungsteilnehmer kamen mit in den Fuldaer Tümpelgarten. Der Aquarien- und Terrarienverein Scalare 1925/55 e.V., der das Gelände, ein Ausstellungshaus, diverse Außengehege sowie ein Vereinsheim und einen Spielplatz betreibt, besitzt unter anderem eine der wenigen Zuchtgruppen von Kubakrokodilen in Europa.

Ein großes Dankeschön gilt selbstverständlich allen Vortragenden für die interessanten, vielfältigen Beiträge. Außerdem möchten wir dem Stadtgasthof Drei Linden ein herzliches Dankeschön aussprechen. Wir wurden bestens bewirtet und versorgt. Sowohl Essen als auch Tagungsraum und Zimmer vor Ort sind sehr zu empfehlen!

P.S.: Unser verspätetes Gruppenfoto von Sonntagmittag zeigt leider nicht mehr alle Tagungsteilnehmer. ;)

Tagungsprogramm 2024

  Freitag, 24. Mai 2024
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19:00 Anreise und gemütliches Abendessen in Fulda
Chumbos Mexican Grill & Bar, Karlstraße 29, 36037 Fulda
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  Samstag, 25. Mai 2024
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09:00 __ Eintreffen am Tagungsort: Stadtgasthof Drei Linden, Neuenberger Str. 37, 36041 Fulda
09:15 Zeit für Chamäleon-Gespräche und einen langsamen Start in die Tagung
10:00 Johannes Penner: Citizen Conservation – Haltung rettet Arten
11:00 Diskussion: Ex situ Zuchten bei Chamäleons
12:00 Mittagspause
14:00 Martin Etave: Ecological study of chameleons in the Vohimana Special Reserve in Madagascar: Initial results
15:15 Paula Sapion Miranda: Erstmaliger Nachweis von Raillietiella orientalis beim Elefantenohrchamäleon
15:45 Malek Hallinger: Infektiöse Erkrankungen bei Chamäleons – Ein wilder Ritt durch die Welt der Mikrobiologie
16:15 Kaffeepause und Fotowettbewerb
16:30 Frank Glaw: Expedition zu den Chamäleon Tansanias
17:30 Mitgliederversammlung
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  Sonntag, 26. Mai 2024
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09:45 Begrüßung
10:00 Svea Brüne: Reisevortrag Madagaskar
12:00 Verabschiedung
13:00 Exkursion in den „Tümpelgarten“
Aquarien- und Terrarienverein „Scalare“, Maberzeller Str. 40, 36041 Fulda
Kalender abzugeben

Kalender abzugeben

Abzugeben AG Interna
Wir haben noch einige wenige Kalender abzugeben! Natürlich starten die Kalender nicht mit Januar, sondern mit Juni 2024 und reichen bis über unsere nächste Tagung in den Juni 2025. Sie enthalten viele fantastische Chamäleon-Fotos aus unserem letzten Fotowettbewerb – endlich gibt es mal wechselnde Chamäleons für die Wand 😉 . Das Format ist 30 x 30 cm, der Druck ist sehr hochwertig. Rechts neben den Daten ist jeweils die Möglichkeit gegeben, für jeden Tag Termine oder Notizen einzutragen. Kostenpunkt: 20 € plus Versand. Wer sich eines der letzten Exemplare sichern möchte, schickt einfach eine E-Mail an info@agchamaeleons.de !
Nachtrag: Es sind inzwischen alle Kalender vergeben.
Neue Daten zum internationalem Handel mit Chamäleons

Neue Daten zum internationalem Handel mit Chamäleons

Wissenschaft

Mitarbeiter mehrerer Universitäten haben sich kürzlich mit dem internationalen Handel von Chamäleons beschäftigt. Der Fokus lag dabei auf Tansania im Osten Afrikas. In Tansania kommen derzeit 41 der 228 bekannten Arten vor, das Land verfügt also über die zweithöchste Artenzahl an Chamäleons nach Madagaskar.

Als Grundlage der Studie wurde die öffentlich einsehbare CITES Handels-Datenbank und die ebenso einsehbaren Jahresberichte der am Washingtoner Artenschutzabkommen teilnehmenden Ländern genutzt. Chamäleons, die zu wissenschaftlichen Zwecken oder anderen als kommerziellen Zwecken exportiert wurden, wurden ausgeschlossen. Zusätzlich wurden im Internet über Google und „[Artname] for sale“ die am meisten geklickten Websites in Form englischsprachiger Verkaufs-Plattformen sowie Social Media und Foren nach Verkaufs- und Ankaufsanzeigen für Chamäleons durchsucht. Dabei wurden insgesamt 14 Websites von kommerziellen Verkäufern, zwei Online-Foren, zwei Anzeigen-Website, vier Social Media-Seiten sowie 7 geschlossene Gruppen in Social Media ausgewertet. Als drittes Standbein der Studie wurden  Dorfbewohner in den Eastern Arc Mountains in Tansania an Hand eines Fragebogens mit elf Fragen interviewt.

Generelles Ergebnis der Studie ist, dass der internationale Handel mit Chamäleons von 2000 bis 2019 rapide gesunken ist. Zeitgleich stieg die Anzahl in Menschenhand nachgezüchteter Chamäleons an. Die Zahl „geranchter“, also auf einer Farm im Herkunftsland für den Export gezüchteter Chamäleons, sank dezent. Der größte Exportfaktor war der kommerzielle Handel, wobei fast alle Arten direkt aus ihren Herkunftsländern und nicht über weitere Zwischenhändler in anderen Ländern exportiert wurden. Von 2000 bis 2019 wurden insgesamt 327.522 Chamäleons legal gehandelt. Nur sechs Länder machten dabei 91% der Exporte aus: Tansania, Madagaskar, Mosambik, Uganda, Ghana und Kamerun. Tansania war das Land, aus dem mit 34% aller Exporte die meisten Chamäleons gehandelt wurden. Das Land, in das die meisten Chamäleonexporte gingen, waren die USA mit 46%. Die USA bekamen damit von 2000 bis 2019 fast die Hälfte aller Chamäleons weltweit, die unter CITES gehandelt wurden. Weitere Länder mit relativ hohen Zahlen an Chamäleon-Importen waren Japan (13%) und Deutschland (10%).

Aus Tansania waren sechs Chamäleon-Arten besonders begehrt. Sie machten gemeinsam 85% des Handels mit Chamäleons im genannten Zeitraum aus. Am häufigsten wurden Kinyongia fischeri und Kinyongia tavetana exportiert, gefolgt von Trioceros werneri, Trioceros deremensis and Trioceros fuelleborni. Von den 42 in Tansania vorkommenden Arten konnten 35 auf Online-Plattformen im Verkauf wiedergefunden werden, 29 standen regelmäßig auf Verkaufslisten.

Die Befragungen vor Ort in Tansania ergaben, das nur zwei von drei beobachteten Bergmassiven am Handel mit Chamäleons teilgenommen hatte (Ost-Usambara und Uluguru). Da Tansania seine Exporte seit 2016 auf unbestimmte Zeit ausgesetzt hat, gaben die Befragten mehrheitlich an, es gäbe derzeit keinen Handel mit Chamäleons mehr. Interessant ist, dass die Dorfbewohner angaben, 13 Arten zum Handel gesammelt zu haben, davon jedoch 7 Arten nie auf den offiziellen Exporten für Tansania auftauchten. Auch die Antworten auf die Frage, wieviele Chamäleons welcher Art gehandelt wurden, unterschieden sich in der Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung deutlich von den offiziellen Zahlen: Während die Einwohner „Tausende“ Chamäleons mit einem Horn als angeblich jährlich gesammelt angaben, wurden davon lediglich sehr vereinzelte tatsächlich exportiert. Hier gibt es möglicherweise auch eine starke Divergenz durch mangelnde Artdifferenzierung.

Handelswege in Tansania konnten durch die Interviews recht gut nachvollzogen werden. Generell war es bisher wohl so, dass Händler aus Muheza und Morogoro in die Usambaa- und Uluguru-Berge kamen und den Dorfbewohnern eine Wunschanzahl bestimmter Arten (selektiert nach „ein Horn, zwei Hörner, drei Hörner oder Giant“) weitergaben. Dazu wurde jewiels ein Zeitlimit angegeben, nach dessen Ablauf die Händler zurückkehrten und die gesammelten Chamäleons nach Dar es Salaam transportierten. Ein Händler konnte intensiver befragt werden und gab an, dass bereits sein Vater mit Chamäleons gehandelt hatte. Er hatte außerdem nie eine Sammel-Erlaubnis gesehen, auch wenn seine Auftraggeber stets betonten, sie hätten solche. Es bestand seitens der Zwischenhändler und Sammler kein Interesse daran, für was die gesammelten Chamäleons genutzt werden sollten, lediglich was dafür bezahlt wurde. Selbst ein Zwischenhändler bekam lediglich 0,4 US-Dollar pro Chamäleon.

Status and trends in the international wildlife trade in Chameleons with a focus on Tanzania
Maxim Conrad Isaac, Neil D. Burgess, Oliver J.S. Tallowin, Alyson T. Pavitt, Reuben M. J. Kadigi, Claire Ract
PLoS ONE 19(5), 2024.
DOI: 10.1371

Foto: Kinygonia tavetana, fotografiert von Elizabeth Dougherty, Creative Commons Attribution 4.0 International

Chamäleons als Beute von Compsophis infralineatus

Chamäleons als Beute von Compsophis infralineatus

Beobachtungen Wissenschaft

Einige interessante Beobachtungen wurde kürzlich im zentralen Osten Madagaskars gemacht. Zwei Schlangen der Art Compsophis infralineatus, wurden dabei beobachtet, wie sie versuchten, Chamäleons als Beute zu verschlingen. Insgesamt weiß man von diesen Schlangen nicht besonders viel, man hielt sie jedoch lange vor allem für Frosch- und Eierfresser. Eine Beobachtung von 2018 berichtet bereits von einem Fressversuch einer anderen Compsophis-Art bei einem Chamäleon, das jedoch wieder ausgewürgt wurde.

Die aktuellen Beobachtungen wurden im privaten Regenwald von Vallombre Natiora nahe Mandraka gemacht. Bei Nachtwanderungen konnte eine adulte Compsophis infralineatus beim Verzehr eines adulten Calumma gastrotaenia entdeckt werden. Es wurde nicht der gesamte Prozess des Verzehrs beobachtet, die Schlange war bei Rückkehr an den Ort verschwunden, das Chamäleon ebenfalls. Die Autoren gehen davon aus, dass das Chamäleon erfolgreich verschlungen wurde. In der gleichen Nacht wurde eine weitere Schlange der gleichen Art beim Versuch, ein adultes Calumma crypticum zu fressen, gesehen. Das Chamäleon lebte noch und versuchte sich von der Umwindung der Schlange zu befreien, was jedoch zunächst nicht gelang. Später wurde die gleiche Schlange erneut gesehen, sie hing mit dem Maul im Rücken des offenbar noch lebenden, aber nicht mehr von der Schlange umschlungenen Chamäleons. Auf dem Foto scheint es, als würde das Chamäleon noch leben.

Predation on the chameleons Calummy crypticum Raxworthy and Nussbaum, 2006 and C. gastrotaenia (Boulenger, 1888) by the snake Compsophis infralineatus (Günther 1882) near Mandaka, Madagascar
Devin A. Edmonds and Samina S. Sam-Edmonds
Herpetology Notes (17), 2024: pp. 327-328
DOI:  nicht vorhanden

Foto: entstammt der oben genannten Publikation, CC BY-NC-ND 4.0

Versteckte Arten

Versteckte Arten

Internationaler Chamäleontag

Die Chamäleonwelt hat noch viel zu bieten. Unzählige Arten müssen noch beschrieben werden – und manchmal verstecken sich Arten an Stellen, wo man gar keine vermutet hat. Die zunehmenden Möglichkeiten der Genetik bescheren den Taxonomen heute immer speziellere Artbegriffe. Und viele neue Arten!

Über die ganze Ostküste Madagaskars verstreut findet man immer wieder kleine Chamäleons, die rein optisch Calumma radamanus oder Calumma nasutum zuzuschreiben wären, deren Populationen jedoch lokal limitiert sind. Genetisch untersucht sind davon viele Populationen noch nicht. Hier versteckt sich also mit Sicherheit noch die ein oder andere neue Chamäleonart. Auf dem Festland Afrikas könnte Chamaeleo dilepis noch einige Unterarten verstecken. Es kommt in Tansania und Ruanda vor, aber auch zwischen Angola und Kongo sowie von Südafrika bis Botswana, Sambia und Namibia. Und in Tansania wurden vor anderthalb Jahren gerade sechs neue Rhampholeon-Arten beschrieben, die man innerhalb bekannter Artkomplexe mittels Genetik identifizierte.  Das sind nur drei Beispiele von Artkomplexen, die noch versteckte Chamäleonarten beinhalten – noch viele andere warten noch auf weitere Forschung.

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Foto: Calumma cf. radamanus in Marojejy, Nord-Madagaskar, fotografiert von Alex Laube

Sechs neue Rhampholeon-Arten in Tansania

 

Versteckte Arten innerhalb der Gattung Chamaeleo

Wo gibt es überall Chamäleons?

Wo gibt es überall Chamäleons?

Internationaler Chamäleontag

Von den 228 Chamäleon-Arten, die es weltweit gibt, leben die allermeisten in Afrika. Allein 97 Arten sind auf Madagaskar heimisch – das entspricht über 40% der Chamäleonarten weltweit! Ein zweiter Chamäleon Hot Spot Afrikas sind die Länder Tansania, die Demokratische Republik Kongo und Kenia in Zentralafrika. Und als drittes spielt noch Südafrika an der Spitze der Chamäleonländer mit. Die übrigen Länder verfügen über im Verhältnis deutlich weniger verschiedene Arten, teils nur ein oder zwei, die dafür aber weit verbreitet oder lokal besonders häufig vorkommen. Sogar in Europa gibt es Chamäleons: Im Süden Spaniens und Portugals, in Italien und Griechenland kommt das europäische Chamäleon vor.

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Grafik: Jan Stipala, Mountain Dragons – In search of chameleons in the highlands of Kenya, Download

Partner gesucht

Partner gesucht

Internationaler Chamäleontag

Es gibt auch heute unter den Chamäleons noch Arten, von denen unglaublich viele Daten fehlen. Zum Beispiel, wie das Männchen oder Weibchen der Art überhaupt aussieht oder ob es denn ein Partnertier gibt. Zwei Beispiele für diesen Datenmangel sind Calumma juliae und Furcifer monoceras.

Calumma juliae wurde erst 2018 überhaupt entdeckt. Die Art lebt in einem winzigen Waldrest nahe Moramanga, einer Stadt im östlichen Hochland Madagaskars. Trotz intensiver Suche konnte kein Männchen der Art gefunden werden. Daraus lässt sich die Frage ableiten, ob die Art – was extrem ungewöhnlich für Chamäleons wäre – möglicherweise zur Parthenogenese (Jungfernzeugung) fähig sein könnte. Dann bräuchten diese Chamäleons gar keine Männchen. Besonders wahrscheinlich ist das aber nicht.

Bei unserem zweiten Beispiel ist es genau andersherum. Furcifer monoceras wurde zuletzt vor vielen, vielen Jahren – nämlich vor seiner Beschreibung, im Jahr 1905 – in der Nähe der Küstenstadt Mahajanga gesehen. Man hatte aber nur das Männchen entdeckt, das wegen seiner auffälligen, riesigen Nase auch kaum zu verwechseln ist. Das Weibchen dagegen ist unbekannt. Bis heute wurde die Art nicht wieder gefunden und gilt als verschollen. Erste Bemühungen, die Art wiederzufinden, waren leider noch ohne Erfolg. Viele Trockenwälder um Mahajanga existieren nicht mehr, es könnte also genauso gut sein, dass der Lebensraum von Furcifer monoceras längst verschwunden ist. Mit oder ohne dem Chamäleon, ist die große Frage. Es bleibt also spannend!

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Foto: Calumma juliae-Weibchen, fotografiert von Thorsten Negro

 

Länger im Ei als am Leben

Länger im Ei als am Leben

Internationaler Chamäleontag

Ein Chamäleon, das länger im Ei ist als am Leben? Das gibt es! Natürlich ist es nicht bei jedem Labords Chamäleon (Furcifer labordi) so. Aber tatsächlich handelt es sich dabei um das wahrscheinlich kurzlebigste Chamäleon der Welt. Sie leben im Westen Madagaskars, wo es die meiste Zeit des Jahres sehr heiß und trocken ist. In der kurzen, intensiven Regenzeit schlüpfen die Chamäleons, wachsen in Rekordgeschwindigkeit zum adulten Tier heran, paaren sich sofort und legen schnell Eier, bevor die meisten noch in der gleichen Saison sterben. Das durchschnittliche Labords Chamäleon lebt dadurch nur drei bis fünf Monate! Dagegen liegen die Eier bis zur nächsten Regenzeit zwischen acht und zehn Monaten im Boden. Je nachdem, wie eine Regenzeit im Westen Madagaskars ausfällt, kann es also beim Labords Chamäleon passieren, dass im schlechtesten Fall die gesamte Population dieser Art nur im Ei existiert. Eine faszinierende, aber auch etwas gruselige Vorstellung.

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Foto: Furcifer labordi Männchen, fotografiert von Lennart Hudel, Creative Commons Attribution 4.0 International