Das Lappenchamäleon auf Serra da Neve (Angola)

Das Lappenchamäleon auf Serra da Neve (Angola)

Verbreitung Wissenschaft

Der Inselberg Serra da Neve liegt in der Provinz Namibe im Südwesten Angolas am Südwestrand Afrikas. Auf ihm befindet sich der zweithöchste Berg des Landes mit 2489 m üNN. Die isolierte Lage in Mitten von Savannen macht den Inselberg zu einem Refugium der Artenvielfalt, doch diese ist bisher was Herps angeht eher schlecht erforscht. Wissenschaftler aus den USA, Portugal und Deutschland haben kürzlich eine erste Übersichtsstudie durchgeführt, um die Amphibien und Reptilien des Serra da Neve zu inventarisieren.

Dazu wurden seit 2016 drei Expeditionen durchgeführt, jede ging einige Tage lang. Acht Gebiete wurden zur Tiersuche ausgewählt, wobei sowohl felsige Gebiete als auch Wald, offenes Grasland und verschiedene Höhenlagen mit einbezogen wurden. Fallgruben, Schlingfallen, Gummischleudern und manuelle Suche bei Tage und bei Nacht wurden zum Auffinden der Tiere genutzt. Die vorgefundenen Individuen wurden allesamt getötet und für die Aufbewahrung und weitere Untersuchung im Museum präpariert.

Insgesamt konnten 59 Reptilien- und Amphibienarten auf dem Inselberg gefunden werden. Chamaeleo dilepis wurde ausschließlich um das Dorf Catchi, das auf 1590 m liegt, gefunden. Das Dorf ist umgeben von Granitfelsen und dem Waldgebiet von Miombo, das von Brachystegia– und Julbernardia-Bäumen dominiert wird. Die flachen Stellen des Plateaus, das das Dorf umgibt, sind weitestgehend abgeholzt. Die Flächen werden als Viehweiden oder zum Anbau von Getreide und Mais genutzt. Die steilen Hänge um das Dorf jedoch sind noch bewaldet. Außerdem durchzieht ein kleiner Fluss das Plateau.

An island in a sea of sand: A first checklist of the herpetofauna of the Serra da Neve inselberg, southwestern Angola
Mariana P. Marques, Diogo Parrinha, Manuel Lopes-Lima, Arthur Tiutenko, Aaron M. Bauer, Luis M. P. Ceríaco
ZooKeys 1201, 2024: pp. 167-217.
DOI: 10.3897/zookeys.1201.120750

Foto: entstammt der genannten Publikation

Potenzielle neue Verbreitungsgebiete des Europäischen Chamäleons

Potenzielle neue Verbreitungsgebiete des Europäischen Chamäleons

Verbreitung Wissenschaft

Das europäische Chamäleon (Chamaeleo chameleon) kam historisch in einigen kleinen Gebieten des Mittelmeerraums und in Mittelasien vor. Heute jedoch ist es viel weiter verbreitet. Man geht heute davon aus, dass die Tiere durch Menschen in ihre neuen Verbreitungsgebiete gebracht wurden und sich dort auf Grund der günstigen klimatischen Verhältnisse weiter vermehren konnten. Wissenschaftler haben sich nun damit beschäftigt, wo es weitere geeignete Habitate für das europäische Chamäleon gibt und wie die vorhandenen Populationen sich in den nächsten 50 Jahren entwickeln könnten.

Untersucht wurden die drei Unterarten Chamaeleo chamaeleon chamaeleon, Chamaeleo chamaeleon musae und Chamaeleo chamaeleon reticrista. Erstere ist bisher vom südlichen Rand Portguals und Spaniens sowie aus Süditalien, Algerien, Ägypten, Libyen, Malta, Marokko, Tunesien, der westlichen Sahara und aus dem Jemen bekannt. Zweitere Unterart kommt aktuell im Jordan, Israel und Ägypten vor. Die dritte Unterart kommt zwischen Griechenland und der Türkei vor, auf Zypern, in Israel, im Libanon und Syrien, ist aber eigentlich beheimatet im Norden Afrikas und im Mittleren Osten. Sie wurde wohl von Menschen im Süden Spaniens und Portguals eingeführt, wird dort heute aber als native species angesehen.

Zur Studie wurden die bisher vorhandene Literatur durchforstet, Beprobungen durch den Autor selbst, OpenStreetMaps und Informationen der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) herangezogen und statistisch aufbereitet sowie ausgewertet. Klima, Topographie, Habitat der Fundorte und Verbindungen der bestehenden Poplationen wurden für Vorhersagen zu potenziell geeigneten neuen Lebensräumen genutzt.

Insgesamt flossen 553 Funde von Chamaeleo chamaeleon in die Studie ein. 22% der Funde konnten Stadtgebieten zugeordnet werden, 21% Buschland und 18% fielen auf landwirtschaftlich genutzten Grund. Die meisten Funde wurden auf Höhen von 0 bis 100 m üNN gemacht. Nicht verwunderlich war, dass die aktuell von Chamaeleo chamaeleon besiedelten Gebiete sich als sehr geeignetes Habitat erwiesen. Potenzielle gut geeignete, neue Verbreitungsgebiete in der Zukunft könnten die Iberische Insel zwischen Murcia und der Algarve in Portugal sein, Sizilien, Kalabrien, Apulien und Sardinien in Italien, Marokko, Tunesien, Libyen, die Region zwischen Israel und dem Libanon im Mittleren Osten, Zypern sowie alle Küsten und Inseln des Ägäischen Meeres sein. Insgesamt wird für die nächsten 50 Jahre eine progressive Zunahme an allen schon vorhandenen Habitaten des europäischen Chamäleons vermutet. Davon ausgenommen sind wahrscheinlich lediglich einige Regionen in Tunesien sowie der Türkei. Weitere Habitatsverluste werden an der Ägäischen Küste in der Türkei und Israel angenommen. In Spanien und Portgual könnte das Verbreitungsgebiet sich nach Westen verschieben.

Habitat suitability and connectivity modelling predict a latitudinal-driven expansion in the Mediterranean basin for a historically introduced reptile
Davide Serva, Viviana Cittadino, Ilaria Bernabò, Maurizio Biondi, Mattia Iannella
European Journal of Wildlife Resarch 70 (27), 2024
DOI: 10.1007/s10344-024-01780-9

Die beiden Grafiken stammen beide aus der genannten Veröffentlichung.

Neue Hoffnung für das Tarzan-Chamäleon

Neue Hoffnung für das Tarzan-Chamäleon

Verbreitung Wissenschaft

Calumma tarzan, das Tarzan-Chamäleon, wurde erst 2010 beschrieben. Es wurde damals benannt nach seinem Fundort Tarzanville, einem kleinen Dorf in der Region Anosibe An’Ala im zentralen Osten Madagaskars. Auf Grund des bis dahin angenommenen sehr kleinem Verbreitungsgebiet wurde die Art auf der roten Liste der IUCN direkt als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) eingestuft.

In den Jahren 2020 und 2021 haben madagassische Wissenschaftler an vielen weiteren Orten im Osten Madagaskars nach der Art gesucht – und sind prompt fündig geworden, wie eine aktuelle Publikation berichtet. Dazu suchten sie 46 Transekte von je einem Kilometer Länge in 23 verschiedenen Waldfragmenten ab. Weitere 28 Transekte von je 200 Meter Länge wurden untersucht, um die Populationsdichte einschätzen zu können.

Calumma tarzan konnte in 14 von 23 untersuchten Waldfragmenten gefunden werden. Keines dieser Vorkommen davon war zuvor bekannt. Die Art kam auf Höhen von 604 bis 1048 m vor. Die Populationsdichtenschätzung fiel sehr unterschiedlich aus. In einigen Gebieten leben nur 25 Chamäleons pro Hektar, in anderen mehr als dreimal so viele, nämlich 78.

Aktuell sind nur wenige der Waldfragmente geschützt. Die vorliegende Arbeit unterstreicht daher, wie dringend es ist, weitere Schutzgebiete in den östlichen Regenwäldern Madagaskars zu errichten. Nur so kann das Tarzan-Chamäleon noch gerettet werden.

New distribution records and population density of the critically endangered Tarzan chameleon (Calumma tarzan), eastern Madagascar
Alain J.V. Rakotondrina, Raphali R. Andriantsimanarilafy, Hanta J. Razafimanahaka, Achille P. Raselimanana, Rikki Gumbs, Caleb Ofori-Boateng, Jody M. Taft, Fanomezana M. Ratsoavina
African Journal of Herpetology, 2024
DOI: 10.1080/21564574.2023.2291358

Chamäleons in Bobaomby (Madagaskar)

Chamäleons in Bobaomby (Madagaskar)

Verbreitung Wissenschaft

Der Bobaomby-Komplex liegt am nördlichsten Zipfel Madagaskars, nördlich und westlich der größten Küstenstadt des Nordens, Antsiranana (französisch Diego Suarez). Er besteht aus Trockenwald auf Meeresniveau bis maximal 200 m üNN sowie ausgedehnten Savannen auf Karstgestein und verschiedenen Felsformationen. Bisher unterliegt die Gegend keinerlei Schutz.

Wissenschaftler aus Madagaskar führten 2018 Zählungen von Reptilien im Bobaomby Komplex durch. Gezählt wurde im Februar und März, also während der Regenzeit. Fünf verschiedene Orte wurden untersucht: Beantely, Antsisikala und Ambanililabe als Beispiele unterschiedlich stark zerstörten Trockenwalds, Anjiabe wegen seines intakten Trockenwalds und Ampombofofo mit relativ intaktem Wald. Um Tiere zu finden, wurde an 25 Tagen zum einen mit dem bloßen Auge tagsüber und nachts in ausgewählten Transekten gesucht, teils gezielt in geeignet erscheinenden Habitaten wie Blattachseln oder unter toten Baumstämmen, zum anderen wurden Fallgruben entlang aufgestellter Zäune genutzt.

Insgesamt wurden 42 Reptilienarten nachgewiesen. Alle davon, ausgenommen eine Gecko-Art, kommen ursprünglich nur auf Madagaskar vor, zwei weitere Gecko-Arten findet man inzwischen auch auf benachbarten Inseln. Bei den Chamäleons gibt es eine kleine Neuerung: Erstmals konnte das Erdchamäleon Brookesia ebenaui in Bobaomby, genauer in Beantely, nachgewiesen werden. Brookesia stumpffi und Furcifer petteri wurde in Beantely, Anjiabe und Ampombofofo gefunden. Furcifer pardalis und Furcifer oustaleti kamen wie erwartet im gesamten Bobaomby-Komplex vor.

Die Autoren schlagen vor, den Bobaomby-Komplex – insbesondere aber die drei Wälder, in denen die meisten Reptilien gefunden wurden, unter Schutz zu stellen, um die dortige Herpetofauna zu erhalten.

Overview of reptile diversity from Bobaomby complex, northern tip of Madagascar
Randriamialisoa, Raphali R. Andriantsimanarilafy, Alain J. Rakotondrina, Josué A. Rakotoarisoa, Nasaina T. Ranaivoson, Jeanneney Rabearivony, Achille P. Raselimanana
Animals 13: 3396, 2023
DOI:  10.3390/ani13213396

Foto: Furcifer petteri, männlich, im Norden Madagaskars, fotografiert von Alex Laube

Das Indische Chamäleon in Solapur (Indien)

Das Indische Chamäleon in Solapur (Indien)

Verbreitung Wissenschaft

Dass das Indische Chamäleon in Maharashtra vorkommt, ist schon länger bekannt. Eine jetzt erschienene Übersichtsstudie hat es sogar in einem nur mit Gras und Büschen bewachsenen Gebiet nahe Solapur nachgewiesen.

Bei dem untersuchten Gebiet handelt es sich um einen 15 km² großen Bereich aus semi-aridem Grasland rund um ein für einen Flughafen vorgesehenes Gelände auf 450 bis 500 m Höhe. Das nächste Dorf ist Boramani, ein kleiner Ort vor den Toren der Großstadt Solapur im Bundesstaat Maharashtra im Westen Indiens. Ein Jahr lang wurde viermal pro Monat etwa die Hälfte des Graslandes auf das Vorkommen von Reptilien untersucht. Dabei wurden Quadrate von 50 m x 50 m mit je mindestens 300 m Distanz untereinander angelegt. Jeder Beobachtungszeitraum bestand aus fünf Stunden und ausschließlich Beobachtungen mit dem bloßen Auge.

Während der Studienzeit konnten 888 Individuen aus 14 verschiedenen Arten von Reptilien nachgewiesen werden. Dabei waren mehr als 300 Tiere davon Sitana laticeps, eine Echse mit aufstellbarem Kehlsegel. Unter den aufgefundenen Arten waren zwei Chamaeleo zeylanicus. Die Aktivität der Echsen stieg ab März an, stabilisierte sich während der Monsun-Saison im Juni-Juli und sank ab August dann wieder ab.

Die Autoren plädieren für den Schutz des Grasland-Gebietes auf Grund der vorhandenen Artenvielfalt. Damit soll der Bau des Flughafens und damit das Verschwinden des Lebensraums verhindert werden.

 Ecology of lizards in an ecologically significant semi-arid grassland patch near Solapur, Maharashtra, India
Mahindrakar Yogesh Y., Waghmare Akshay M., Hippargi Rajshekhar V.
International Journal of Zoological Investigations 9 (2) 2023, pp. 210-223
DOI: 10.33745/ijzi.2023.v09i02.022

Erkenntnisse zu den Synonymen von Trioceros ituriensis

Erkenntnisse zu den Synonymen von Trioceros ituriensis

Verbreitung Wissenschaft

Für das kongolesische Ituri-Chamäleon (Trioceros ituriensis) existieren seit etlichen Jahrzehnten Synonyme. Bei zweien davon stellt eine aktuelle Veröffentlichung des Herpetologen Wolfgang Böhme in Frage, ob sie nicht doch eigene Arten sein könnten.

Der US-amerikanische Herpetologe Karl Patterson Schmidt beschrieb das Chamäleon 1919 als Chamaeleon ituriensis. Als Typuslokalität gab Schmidt damals Medje, Ituri-Wald, in der Demokratischen Republik Kongo an. Ihm fiel bereits die äußerliche Ähnlichkeit zu Chamaeleon johnstoni affinis auf, weshalb er genau das als Synonym von seinem Chamaeleon ituriensis angab. Dabei darf Chamaeleon johnstoni affinis nicht mit dem heutigen Trioceros affinis verwechselt werden, einer eigenen Art aus Äthiopien, die bereits 1845 beschrieben worden war. Im Laufe des 20. Jahrhundert wurde Chamaeleo johnstoni affinis in die Gattung Trioceros gestellt, mal für eine eigene Unterart gehalten, mal wieder nicht. Böhme hält fest, dass es sich bei Trioceros johnstoni affinis definitiv um ein Synonym von Trioceros ituriensis handelt. Unterschiede zwischen Trioceros johnstoni und Trioceros ituriensis sind die Körpergröße, der „umgedrehte“ Geschlechtsdimorphismus (bei T. ituriensis sind die Weibchen größer als die Männchen), eine weiße Linie entlang des Bauches, mehrere Reihen vergrößerter Schuppen entlang der Körperseite, konische Schuppen an den Seiten des Kehlsacks und das Fehlen von rostralen und präokularen Hörnern in männlichen T. ituriensis.

Unklar dagegen ist für den Autor der Artstatus von Chamaeleo laevigularis. Die Art wurde ursprünglich 1926 aus Südafrika beschrieben, dann als Synonym von Trioceros johnstoni betrachtet und 2010 von Tilbury als T. ituriensis identifiziert. Böhme überlegt wegen unterschiedlicher Beschuppung des Kehlsacks, ob bei der Erstbeschreibung entweder ein falscher Fundort vermerkt wurde oder es sich um eine eigene Art handelt, die aber ausgestorben oder verschollen sein könnte.

Böhme kommt außerdem zu dem Schluss, dass das 1994 von Neĉas beschriebene Trioceros tremperi möglicherweise ebenfalls eine bereits ausgestorbene Art oder verschollene Art darstellen könnte und der Fundort schlicht einer fehlerhaften Angabe entsprach. Trioceros tremperi wurde zuletzt von Tilbury 2010 und Spawls 2018 als Synonym für Trioceros ituriensis angegeben. In der Typuslokalität in Kenia waren die Chamäleons bisher  kein weiteres Mal gefunden worden.

Documenting synonymies in Trioceros ituriensis (Schmidt, 1929) with remarks on sexual dimorphism in chameleons (Squamata: Chamaeleonidae)
Wolfgang Böhme
Revue Suisse de Zoologie 130(2), 2023: pp. 521-264
Nachtrag: Korrektur von 2024
DOI: 10.35929/RSZ.0099

Foto: Trioceros ituriensis im Wald von Budongo, Uganda, fotografiert von Katja Rembold

Floridas eingeschleppte Pantherchamäleons

Floridas eingeschleppte Pantherchamäleons

Verbreitung Wissenschaft

Der „Sunshine State“ Florida in den USA verfügt wegen seines warmen Klimas über die größte Zahl nicht-einheimischer Arten an Reptilien weltweit. Zu den invasiven Arten, also solchen, die eigentlich nicht nach Florida gehören, sich aber dort inzwischen vermehren, gehört das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis). Eine Studie ist nun der Frage nachgegangen, was eigentlich die menschlichen Einwohner Floridas von den Chamäleons halten.

Es wird schon seit Längerem diskutiert, ob Pantherchamäleons zu den Arten gehören, die gezielt zwecks „Ranching“ ausgesetzt wurden, das heißt um die Nachkommen der ausgesetzten Chamäleons zum Verkauf einzusammeln. Dass Privatleute Pantherchamäleons absammeln, ist unstrittig. Laut den Autoren werden Ranching-Populationen in Florida meist geheim gehalten. Über Social Media wurden sie 2019 auf eine kleine Population in Orange County aufmerksam. Daraufhin suchten sie mit Taschenlampen nachts nach den Tieren und fanden tatsächlich während mehrerer Begehungen 26 Pantherchamäleons. Sie begegneten dabei mehrfach Privatpersonen, die ebenfalls Chamäleons suchten.

2020 wurden dann Fragebögen persönlich und über Flyer mit QR-Codes an 248 Haushalte verteilt, die sich innerhalb des vermuteten 0,9 km² großen Verbreitungsgebietes der Pantherchamäleon-Population befanden. Gefragt wurde nach Sorgen bezüglich des Vorkommens der Pantherchamäleons, aber auch nach dem vorhandenen Wissen um invasive Arten generell. Die Anwohner wurden außerdem in drei Bereiche eingeteilt: Eine Kernregion, in der mehrfach Chamäleons beobachtet worden waren, eine Randregion mit wenigen Funden und eine Außenregion, in der gar keine Chamäleons mehr gesichtet worden waren.

44 Haushalte beantworteten den Fragebogen. Tatsächlich hatten alle 11 befragten Anwohner in der Außenregion keinerlei Chamäleons gesichtet. Von den 33 befragten Anwohner der Kern- und Randregion gab etwa ein Drittel an, bereits Pantherchamäleons beobachtet zu haben. Genauso viele hatten nachts das Licht von Taschenlampen gesehen. 86% der befragten Anwohner wussten, dass Pantherchamäleons eigentlich nicht in Florida heimisch sind. Nur vereinzelte Anwohner gaben an, sich Sorgen wegen des Vorkommens zu machen. Sieben Anwohner hatten Sammler mit Taschenlampen angesprochen und gaben an, die Sammler hätten alle gesagt, sie würden Chamäleons zu Forschungszwecken suchen. Nur einer der Sammler hatte laut den Anwohnern gesagt, Tiere zum Verkauf zu suchen. Ein Anwohner berichtete von einer Auseinandersetzung, nachdem ihm fremde Personen mehrfach sein Grundstück betreten hatten, um dort nach Chamäleons zu suchen. Ein anderer Anwohner rief wegen einer ganzen Gruppe von Sammlern auf dem Nachbargrundstück die Polizei.

Leider wurde der Fragebogen nach den Suchbemühungen der Autoren selbst ausgegeben, so dass in den Antworten nicht ersichtlich ist, wie viele der Begegnungen mit Anwohnern und wie viele Taschenlampen-Sichtungen die Autoren selbst waren. Bei der Veröffentlichung handelt es sich außerdem um einen Preprint, es hat also noch kein Review-Prozess stattgefunden.

Colorful lizards and the conflict of collection
Colin M. Goodman, Natalie M. Claunch, Zachary T. Steele, Diane J. Episcopio-Sturgeon, Christina M. Romagosa
Preprint, 2023
DOI: 10.1101/2023.08.10.552819

Foto: Alex Laube

Unbekanntes Chamäleon im Wald von Ivohiboro (Madagaskar) entdeckt

Unbekanntes Chamäleon im Wald von Ivohiboro (Madagaskar) entdeckt

Verbreitung Wissenschaft

Auf Madagaskar gibt es auch heute noch nahezu unerforschte Gebiete. Der Regenwald von Ivohiboro liegt im Südosten der Insel im gleichnamigen Schutzgebiet, südwestlich der südlichsten Ausläufer des Andringitra-Gebirges. Der Wald selbst ist rund 8,58 km² groß und nimmt damit nur einen kleinen Teil des Schutzgebietes ein. Er ist umgeben von Savannen und überspannt Höhenlagen von 650 bis 1460 m über Meeresniveau. Das Schutzgebiet wird derzeit von lokalen Organisationen sowie dem madagassischen Umweltministerium verwaltet. Die letzte Expedition zur Erkundung des Waldes von Ivohiboro fand 1924 statt. Seit 2016 haben nun Forscher aus den USA und Großbritannien sechs Expeditionen in den kleinen Wald unternommen, um die Artenvielfalt an Pflanzen, Vögeln, Säugetieren, Reptilien und Amphibien dort genauer zu untersuchen.

Zum Nachweis von Reptilien und Amphibien wurde der Wald in neun Transekte von rund 200 x 20 m geteilt, die jeweils mehr als 200 m voneinander entfernt waren. Mehrere Tage und Nächte wurden die Transekte durchsucht. Alle gefundenen Tiere wurden dokumentiert und, wenn möglich, bis auf Gattungs- oder Artebene bestimmt.

Im Ergebnis konnten die Wissenschaftler 107 Arten Wirbeltiere und 219 Pflanzen identifizieren. Diese enorme Artenvielfalt unterstreicht die Wichtigkeit, den Wald im Sinne des Artenschutzes zu erhalten und deutet auf ein gut funktionierendes Ökosystem hin. Unter den gefundenen Arten befanden sich zwei Chamäleons: Eine Palleon-Art sowie ein kleines Calumma. Zu ersterer gibt die Publikation leider keine weiteren Informationen. Das kleine Calumma wies einen auffällig blau gefärbten Nasenfortsatz auf, wie er bei Calumma linotum oder Calumma boettgeri im hohen Norden Madagaskar vorkommt. Da genetische Untersuchungen noch fehlen, ist unklar, ob es sich bei diesen Chamäleons um eine extrem weite Erweiterung des Verbreitungsgebietes handelt – Ivohiboro liegt rund 1000 km südlich der Verbreitungsgebiete von Calumma boettgeri und Calumma linotum – oder ob es vielleicht sogar eine neue, noch unbeschriebene Art ist.

A surprising haven: The biodiversity of an old-growth forest amidst a scorched landscape in Madagascar
Beatriz Otero Jimenez, Ren Montaño, Ryan S. Rothman, Rachel C. Williams, Patricia C. Wright
Conservation Science and Practice, 2023
DOI: 10.1111/csp2.12993

Chamäleons im Montagne des Français (Madagaskar)

Chamäleons im Montagne des Français (Madagaskar)

Verbreitung Wissenschaft

Der Montagne des Français ist ein Kalksteinmassiv mit Trockenwald im Norden Madagaskars. Es reicht bis zu 425 m über den Meeresspiegel und liegt in Sichtweite der größten Küstenstadt des Nordens, Antsiranana (französisch Diego Suarez). Seit 2007 gilt es als Schutzgebiet. Wissenschaftler aus Madagaskar und den USA haben 2014 und 2020 Zählungen von Reptilien und Amphibien im Montagne des Français durchgeführt.

Gezählt wurde im Januar und Mai, also während und zum Ende der Regenzeit. 2014 wurde sich auf die Region um Andavakoera konzentriert, 2020 dagegen um Sahabedara, Ampitiliantsambo und Andavakoera. Um Tiere zu finden, wurde zum einen tagsüber und nachts entlang vorgegebener Wege gesucht, teils gezielt in geeignet erscheinenden Habitaten, zum anderen wurden Fallgruben genutzt.

Insgesamt wurden 20 Amphibien- und 50 Reptilienarten nachgewiesen. Vier neue Amphibien und ein Reptil konnten erstmals im Montagne des Français gefunden werden. Die Schlange Langaha pseudoalluaudi wurde erstmals seit 2007 wieder entdeckt. Bei den Chamäleons haben sich kleinere Neuerungen ergeben. Brookesia stumpffi konnte nur 2014, aber nicht mehr 2020 gefunden werden – auf Grund der relativ weiten Verbreitung der Art sollte dies jedoch kein Problem für die gesamte Population darstellen. Brookesia tristis, eines der kleinsten Chamäleons der Welt, wurde ebenfalls nur 2014 entdeckt. Hier könnte die Körpergröße, die ein Auffinden stark erschwert, und die Jahreszeit (Mai ist relativ spät für diese Art) eine Rolle spielen. Brookesia ebenaui konnte 2014 in Andavakoera und 2020 in Sahabedara nachgewiesen werden. Die beiden Baumbewohner Furcifer oustaleti und Furcifer pardalis konnten in beiden Jahren in Andavakoera und Ampitiliantsambo gefunden werden. Furcifer petteri dagegen kam in beiden Jahren an allen untersuchten Orten vor.

Amphibians and reptiles of the “Montagne des Français”: Update of the distribution and regional endemicity
Herizo Oninjatovo Radonirina, Bernard Randriamahatantsoa, Rabibisoa Harinelina Christian Nirhy, Christopher J. Raxworthy
Preprint
DOI: 10.20944/preprints202306.1499.v1

Foto: Furcifer petteri auf Madagaskar, fotografiert von A. Laube