Chamäleons in der Mythologie

Chamäleons in der Mythologie

Allgemeines Zeitungsartikel

Mit seinen unabhängig voneinander beweglichen Augen, der schießenden Zunge und der Fähigkeit zum Farbwechsel war das Chamäleon schon in der Antike Gegenstand von Aberglaube und Mythen – und ist es bis heute vielerorts geblieben. Ein jetzt erschienener Artikel von Prof. Dr. Wolfgang Böhme und Naturhistoriker Thore Koppetsch beschäftigt sich mit genau diesem Thema.

Der Inhalt reicht vom sogenannten Brooklyn-Papyrus, das ein nach wie vor ungeklärtes „Farben wechselndes“ Wesen der Antike beschrieb, bis zu skurrilen Ereignissen mit Muttermilch und Chamäleons im Gambia unserer Zeit. Der wohl älteste schriftliche Nachweis eines Chamäleons stammt aus Griechenland, von Aristoteles persönlich, der von 384 bis 322 vor Christus lebte. Auf das Griechische, geht vermutlich auch der Begriff Chamäleon selbst zurück: chamai und leon wurden zusammengesetzt zum „Erdlöwen“. Ganz unumstritten ist diese Deutung für die Herkunft des Wortes jedoch nicht. Der Artikel beschäftigt sich des Weiteren mit Aberglauben auf der Insel Samos, in Marokko, Tunesien, Togo, Benin, Kamerun sowie auf Madagaskar und der Nutzung von Chamäleons für Pseudomedizin und Okkultismus.

Chamäleons in der Mythologie der Völker
Wolfgang Böhme, Thore Koppetsch
Koenigiana 17, 2023, pp. 39-50
DOI: nicht vorhanden

Kurioses: Nutzung von Chamäleonpulver in Algerien

Kurioses: Nutzung von Chamäleonpulver in Algerien

Allgemeines

Getrocknete Körper von Chamaeleo chamaeleon werden in der traditionellen Medizin in Algerien seit jeher verwendet. In der Region El Oued werden auch heute noch regelmäßig Extrakte und Pulver aus gewöhnlichen Chamäleons zur Therapie verschiedener Erkrankungen und diversen Aberglauben eingesetzt. Ein algerischer Biochemiker hat nun auf etwas kuriose Weise versucht, den Nutzen von Chamäleonpulver nachzuweisen.

Angebliche exakt 1000 Anwender des Pulvers sowie 100 Jäger und Verkäufer wurden mittels Fragebogen oder Interview maximal 10 bis 15 Minuten lang befragt. Die Auswertung selbiger wurde nicht veröffentlicht. Der Autor gibt jedoch an, Chamäleons würden den Befragungen nach ausschließlich von „erfahrenen Personen“ gezielt gejagt. Die Fortpflanzungssaison lasse man dabei aber aus, deshalb sei kein Schaden für die Chamäleon-Population zu befürchten. 

Zusätzlich wurde eine nicht näher angegebene Anzahl wilder Chamaeleo chamaeleon in Algerien gefangen und getötet. Die Organe wurden entnommen, die Chamäleons gewaschen, eingesalzen und über eine Woche lang bei 35 bis 40°C getrocknet. Die getrockneten Körper wurden anschließend erneut gewaschen und im Ofen bei 45°C nachgetrocknet. Dann wurden die Chamäleons mittels Mörser gemahlen, um Pulver zu erhalten. Trockenmasse, ph-Werte, Protein-, Kohlenhydrat-, Fett-, Kalzium-, Magnesium, Natrium-, Kalium- und Aschegehalt des Pulvers wurden untersucht. Ein relativ hoher Phosphorgehalt von 14,01% fiel auf, außerdem konnten Spuren von Eisen, Zink und Kupfer nachgewiesen werden. Eine relativ hohe Konzentration von Vitamin E (19,23 mg/100 g Pulver) fiel auf, ebenso bei Vitamin B1 (21 mg/100 g Pulver). Unter Laborbedingungen zeigte das Pulver sich fähig zum Abfangen von Radikalen. Ebenfalls im Labor erwies sich das Pulver als Extrakt mit 100 mg/ml eine gewisse Wirksamkeit gegenüber verschiedenen Bakterien. In einem Chicken Chorioallantoic Membran (CAM)-Assay wurde die Angiogenese rund um eine in ein befruchtetes Hühnerei eingebrachte Pulver-Scheibe getestet.

Mehrere Gruppen Laborratten wurden mit Carbimazol im Trinkwasser behandelt. Danach wurde einer Gruppe eine Lösung mit Chamäleonpulver frei in den Bauchraum injiziert, eine Gruppe bekam Chamäleonpulver in verschiedenen Mischungen zu fressen, eine andere erhielt Levothyroxin ins Trinkwasser, eine weitere gar nichts und einer letzten Gruppe wurde Wasser in den Bauchraum injiziert. Nach der Versuchsperiode wurden Blut entnommen, danach wurden alle Ratten getötet und seziert. Die Ratten zeigten keinerlei Reaktion auf das Chamäleonpulver, während die Behandlung mit Levothyroxin, nicht verwunderlich, diverse Veränderungen in Blutbild und Blutchemie ergab.

Der Autor schlussfolgert aus all diesen Versuchen interessanterweise, dass die Nutzung von getrocknetem Chamäleonpulver sicher in der Anwendung am Menschen sei und Tonsillitis, Husten, Hauterkrankungen wie Vitiligo, Skorpionstiche, Harntraktinfektonen, Leukämie (!) sowie Schilddrüsenerkrankungen behandeln könne. Einen Beweis dafür liefert jedoch keine seiner Untersuchungen und so bleibt diese „Studie“ wohl eher ein absurdes Kuriosum.

Physicochemical composition and evaluation of biological activities of Chamaeleo chamaeleon
Ouafa Boudebia
Thesis TD571/007/01 der Universität von Eloued, 2023
DOI:  nicht vorhanden