Histologie der Chamäleonleber

Histologie der Chamäleonleber

Tiermedizin Wissenschaft

Histologische Untersuchungen von Organgewebe gehören zu jeder pathologischen Untersuchung in der Tiermedizin. Bei Reptilien werden sie ebenfalls häufig angefertigt, Studien zur Histologie von gesundem Organgewebe gibt es aber wenige. Eine arabische Publikation beschäftigt sich jetzt mit histologischen Schnitten von Chamäleonlebern.

Sieben adulte Jemenchmäleons wurden in Abha City in der Region Aseer gefangen und anschließend mit Äther-Inhalation getötet. Die Lebern wurden in Formalin eingelegt, um sie dann in Paraffin zu gießen und Schnitte anzufertigen.

Morphologisch zeigte sich in der Sektion – wie bereits bekannt – die Leber als zweilappiges, dunkelbraunes Organ von ungefähr 3,7 x 2 cm Größe, das in der Coelomhöhle vor dem Magen liegt und die Gallenblase umschließt. Wie bei anderen Tieren umschließt eine Kapsel aus Bindegewebe die Leber.

Histologisch ähnelt die Leber bei Jemenchamäleons dem anderer Wirbeltiere in vielen Aspekten. Die Leberkapsel besteht aus dicht beieinander liegenden, kollagenen Fasern und glatten Muskelfasern. Normalerweise teilt trabekuläres Bindegewebe die Leber selbst in viele kleine Läppchen, eine solche Struktur scheint bei Jemenchamäleons aber nicht vorhanden zu sein. Die Leberzellen (Hepatozyten) sind auch im Gegensatz zu Säugetieren nicht radiär um jeweils eine Vene angeordnet, sondern eher unregelmäßig in Follikeln oder Alveolen. Die Hepatozyten sind von kapillaren Blutgefäßen umgeben. In den Blutgefäßen sind sogenannte Melanomakrophagen zu sehen, die es bei Vögeln und Säugetieren nicht gibt. Die Hepatozyten beim Jemenchamäleon sind polyedrisch oder pyramidenförmig und enthalten meistens mehrere große, runde Zellkerne in der Peripherie. Die Zellkerne enthalten auffällig dunkle Nucleoli. Hin und wieder sind Zellkerne zentral. Unter Hämatoxylin-Eosin-Färbung (HE) wirken die Hepatozyten sehr eosinophil. Im Bindegewebe konnten Zweige der Pfortader, Leberarterie, kleine Gallengänge und Lymphgefäße dargestellt werden. Im Bereich direkt unter der Leberkapsel konnte hämatopoetisches Gewebe gefunden werden.

Neben der histologischen Untersuchung wurden mehrere Leberstücke außerdem mittels Transmissionselektronenmikroskopie untersucht. Aufnahmen beider Untersuchungsmethoden finden sich in der Veröffentlichung.

Histomorphological, histochemical and ultrastructural studies on the healthy liver of Yemen Veiled Chameleon (Chamaeleo calyptratus) in Southern Saudi Arabia
Amin A. Al-Doaiss, Mohammed A. Alshehri, Ali A. Shati, Mohammad Y. Alfaifi, Mohammed A. Al-Kahtani, Ahmed Ezzat Ahmed, Refaat A. Eid, Laila A. Al-Shuraym, Fahd A. Al-Mekhlafi, Mohammed Al Zahrani, Mohammed Mubarak
International Journal of Morphology 41(5), 2023: pp. 1513-1526.
DOI: nicht vorhanden

Bild: Histologisches Schnittbild der Leber eines Jemenchamäleons aus der oben genannten Veröffentlichung

Ungewöhnlicher Parasit bei Furcifer campani entdeckt

Ungewöhnlicher Parasit bei Furcifer campani entdeckt

Tiermedizin Wissenschaft

Physiologen, Mikrobiologen und Tierärzte aus den USA beschrieben kürzlich einen ungewöhnlichen Fall eines Parasitenbefalls bei Furcifer campani. 2021 waren 11 Furcifer campani aus Madagaskar als Wildfänge importiert und einer privaten Haltung zugeführt worden. Bei einem Männchen und einem Weibchen der Gruppe fiel zwei Monate nach Import ungewöhnliches Verhalten auf. Die beiden Tiere sonnten sich ungewöhnlich lange, suchten gezielt Temperaturen von 29-30°C sowie Plätze mit enorm hohen UV-Indizes auf. Die übrigen Tiere zeigten kein solches Verhalten. Innerhalb der nächsten drei Monate magerten beide Furcifer campani sichtlich ab, obwohl die Futterzufuhr erhöht und eine gute Futteraufnahme beobachtet werden konnte. Parallel fiel eine hellere Farbgebung auf. Kotuntersuchungen per Flotation waren negativ. Schließlich wurden beide Chamäleons lethargisch, schlossen tagsüber die Augen. Ein aufgedunsener Bauchbereich und vermehrter, wässriger Kotabsatz konnte beobachtet werden. Beide Furcifer campani verstarben.

In der histologischen Untersuchung wurden Muskelatrophie und Kachexie bestätigt. Bei beiden Chamäleons konnte eine massive Infiltration der Leber und des Magen-Darm-Traktes mit großen Mengen an Sporen nachgewiesen werden. Die Sporen erwiesen sich in der Methenamin-basierten Silberfärbung nach Grocott und der PAS-Färbung als positiv. Morphologisch wurden die Sporen als Dermocystidium-ähnlich eingestuft. Untersuchungen mittels PCR erbrachten eine hohe Ähnlichkeit mit Dermocystidium salmonis, der genaue Erreger konnte jedoch nicht sicher bestimmt werden.

Bei der Gattung Dermocystidium handelt es sich um parasitäre Mikroorganismen, die man als Protisten einordnet (sie sind weder Pilze noch Tiere oder Pflanzen). Spannend ist, dass sie bisher vor allem von Fischen und Amphibien, vereinzelt auch Säugetiere, bekannt waren. Von Reptilien ist bisher kein einziger Fall eines Befalls mit Dermocystidium beschrieben. Es könnte sich daher um eine noch unbeschriebene, neue Art handeln, die möglicherweise sogar chamäleonpezifisch ist. Eine wirksame Therapie ist bisher nicht bekannt.

A unique disease presentation associated with a Mesomycetozoean-like organism in the jeweled chameleon (Furcifer campani)
Michael Nash, Emily A. McDermott, Ashley K. McGrew, Juan Muñoz, Dayna Willems
Journal of Herpetological Medicine and Surgery, Februar 2023
DOI: 10.5818/JHMS-D-22-00033