Vortrag in Neu-Ulm über die Türkei

Vortrag in Neu-Ulm über die Türkei

Reiseberichte Vorträge

Am Samstag, 16. September 2023, halten Laura und Bobby Bok einen Vortrag über herpetologische Reisen in die Türkei. Die Herpetofauna Anatoliens ist erstaunlich vielfaltig – nicht zu Unrecht wird es auch „Kleinasien“ genannt. Hier treffen sich Reptilien aus dem Balkan, dem Kaukasus, Mittelasiens und den Wüsten Arabiens. Von Schildkröten bis zum kleinsten Gecko – aus Anatolien kann man viel erzählen!

Laura und Bobby Bok Türkiye vom Trabzon bis zum Taurus
DGHT Stadtgruppe Ulm
Il Mio Ristorante
Europastraße 15 (Am Mutenhölzle)
89231 Neu-Ulm
Vortragsbeginn 18.30 Uhr

Chamäleons in der Mythologie

Chamäleons in der Mythologie

Allgemeines Zeitungsartikel

Mit seinen unabhängig voneinander beweglichen Augen, der schießenden Zunge und der Fähigkeit zum Farbwechsel war das Chamäleon schon in der Antike Gegenstand von Aberglaube und Mythen – und ist es bis heute vielerorts geblieben. Ein jetzt erschienener Artikel von Prof. Dr. Wolfgang Böhme und Naturhistoriker Thore Koppetsch beschäftigt sich mit genau diesem Thema.

Der Inhalt reicht vom sogenannten Brooklyn-Papyrus, das ein nach wie vor ungeklärtes „Farben wechselndes“ Wesen der Antike beschrieb, bis zu skurrilen Ereignissen mit Muttermilch und Chamäleons im Gambia unserer Zeit. Der wohl älteste schriftliche Nachweis eines Chamäleons stammt aus Griechenland, von Aristoteles persönlich, der von 384 bis 322 vor Christus lebte. Auf das Griechische, geht vermutlich auch der Begriff Chamäleon selbst zurück: chamai und leon wurden zusammengesetzt zum „Erdlöwen“. Ganz unumstritten ist diese Deutung für die Herkunft des Wortes jedoch nicht. Der Artikel beschäftigt sich des Weiteren mit Aberglauben auf der Insel Samos, in Marokko, Tunesien, Togo, Benin, Kamerun sowie auf Madagaskar und der Nutzung von Chamäleons für Pseudomedizin und Okkultismus.

Chamäleons in der Mythologie der Völker
Wolfgang Böhme, Thore Koppetsch
Koenigiana 17, 2023, pp. 39-50
DOI: nicht vorhanden

Vortrag in Münster über Kamerun

Vortrag in Münster über Kamerun

Reiseberichte Vorträge

Am Freitag, 19. Mai 2023, halt der renommierte Herpetologe Prof. Dr. Wolfgang Böhme einen Vortrag über herpetologische Expeditionen in Westafrika. In mehreren Forschungsreisen untersuchte er die Großlebensräume Wüste, Savanne und Regenwald und ihre jeweiligen Randgebiete im Hinblick auf ihre Amphibien und Reptilien, deren heutige Verbreitung den Einfluss der großen postglazialen Klimaschwankungen widerspiegelt. Die Wiederentdeckung des seit Jahrzehnten für ausgestorben gehaltenen Wüstenkrokodils in der mauretanischen Sahara ist nur eines von vielen Highlights. In Guinea erwies sich der Lama Forest als Schlangen-Hotspot: In nur zwei Wochen konnten die Reisenden 38 Arten sympatrisch vorfinden. Im Kameruner Bergland, wo man noch mehrfach auf Relikte deutscher Kolonialgeschichte stößt, erwies sich der bis dahin unbekannte herpetologische Mount Nlonako als damals artenreichster Amphibien-Standort Afrikas. Die vertikale Zonierung, verbunden mit zahlreichen Wasserläufen, hat zu einer großen Artenvielfalt der Froschfauna geführt, die erstmals inventarisiert wurde. Mit über 90 Arten, darunter die charismatischen Haar- und Goliathfrösche, gehört der Mount Nlonako zu den reichsten Amphibien-Hotspots der afrotropischen Region. Die verschiedenen, wunderschönen Montanchamäleons in Kamerun erwiesen sich außerdem als hervorragende Modellgruppe, um den Prozess der Artbildung beispielhaft darzustellen.

Prof. Dr. Wolfgang Böhme Auf dem Landweg von Deutschland nach Kamerun
DGHT Stadtgruppe Münster
Zooschule des Allwetterzoos
Sentruper Str. 315
48161 Münster
Einlass ab 18.30 Uhr, Vortragsbeginn 19.00 Uhr

Rhampholeon spectrum – nicht nur eine Art?

Rhampholeon spectrum – nicht nur eine Art?

Wissenschaft

Die Erdchamäleon-Gattung Rhampholeon kommt vor allem in Ostafrika vor. Rhampholeon viridis, Rhampholeon spinosus und Rhampholeon temporalis leben dabei jeweils in klar begrenzten und voneinander isolierten Gebieten Tansanias. Rhampholeon spectrum scheint jedoch bisher das völlige Gegenteil zu sein: Die Art verfügt über ein enormes Verbreitungsgebiet im Westen Afrikas. Es reicht von der Elfenbeinküste über Ghana, Togo, Benin nach Nigeria und bis an die Randgebiete von Niger und Chad, dann weiter über Kamerun, Äquatorialguinea und Gabun bis hinein in die zentralafrikanische Republik sowie in die demokratische Republik Kongo und die Republik Kongo (Kongo-Brazzaville). Forscher aus den USA und Kamerun haben nun genetisch untersucht, was hinter der weiten Verbreitung steckt.

Untersucht wurden Proben von einer Insel am nördlichsten Zipfel Äquatorialguineas, mehreren Bergen in Kamerun sowie Proben aus zwei Gebieten in Gabun. Zum Erstaunen der Forscher stellte sich heraus, dass Rhampoleon spectrum keineswegs überall genetisch gleich ist. Aus den Proben konnten zwei Kladen identifiziert werden: Eine im Tiefland und eine montane, bei denen die Chamäleons ausschließlich über 700 m üNN vorkommen. Insgesamt fünf genetisch verschiedene Populationen wurden identifiziert, von denen mehrere möglicherweise neue, noch unbeschriebene Chamäleonarten darstellen könnten.

Zur Tiefland-Klade gehört zum einen die Population in Gabun, beprobt wurden hier Chamäleons aus dem Ivindo Nationalpark und Tiere in einem Gebiet nahe der Stadt Mekambo. Die zweite Population der Tiefland-Klade kommt auf niedrigen Höhen des Mount Korup vor, einem Berg vulkanischen Ursprungs Der Mount Korup liegt im gleichnamigen geschützten Nationalpark in Kamerun an der Grenze zu Nigeria.

Zur Montan-Klade von Rhampholeon spectrum zählen drei Populationen. Eine Population kommt auf dem Mount Biao auf der Insel Bioko vor, die zu Äquatorialguinea gehört. Eine zweite Population findet sich auf dem Mount Cameroon, einem aktiven Vulkan im Westen Kameruns unweit des Golfes von Guinea. Vom Mount Cameroon stammt das Typusexemplar von Rhampholeon spectrum. Der bei der Erstbeschreibung genannte Fundort, Mapanja, liegt dabei nur wenige Kilometer von einem der Orte entfernt, an denen in der vorliegenden Studie Individuen entnommen wurden. Es handelt sich bei dieser Population also wahrscheinlich um die „echten“ Rhampholeon spectrum, die sogenannte topotypische Gruppe. Die dritte Population der Montanklade ist auf drei benachbarten Bergen in Kamerun beheimatet: Dem Mount Kupe, dem Mount Mangengouba und dem Mount Nlonako. Alle drei gehören mit dem Mount Cameroon und dem Mount Biao zur sogenannten Kamerunlinie, einer Gebirgskette vulkanischen Urpsrungs, die sich an der Grenze zwischen Kamerun und Nigera vom Meer bis zum Tschadsee erstreckt.    

Die Forscher beschäftigen sich außerdem mit der Frage, wie sich die verschiedenen Populationen entwickelt haben könnten. Die Trennung zwischen Rhampoleon spectrum und den Erdchamäleons in Tansania lässt sich ins späte Eozän vor rund 40 Millionen Jahren datieren. In dieser Zeit lösten sich die bis dahin zusammenhängenden Regenwälder in West-, Zentral- und Ostafrika in kleinere, teils isolierte Fragmente auf. Die Rhampoleon spectrum Klade teilte sich dann im Miozän vor rund 11,1 Millionen Jahre in die Tiefland- und Montanpopulationen. Im Miozän führten tektonische Bewegungen zur Erhebung einer niedrigen Gebirgskette, die von Südkamerun bis in den Süden der Republik Kongo reichte. Flüsse, Wüsten und andere geografische Barrieren veränderten sich. Etwas später, vor rund 9,3 Millionen Jahren, spaltete sich die Population auf der Insel Bioko ab. Die Erdchamäleons der Insel sind damit älter als die Insel selbst – die Forscher erklären dieses Phänomen damit, dass die Insel früher über eine Landbrücke mit dem Festland Afrikas verbunden gewesen sein muss. Die Chamäleons hätten also die Insel kolonialisiert, hätten eine Heimat auf dem Berg gefunden und wären erst dann vom Festland isoliert worden. Die genetisch identische Population auf dem Festland konnte allerdings nicht gefunden werden – die Forscher halten sie für ausgestorben. Im späten Miozän, vor rund 6,9 Millionen Jahren, entstanden die Populationen auf Mount Korup und in Gabun. Erst am Übergang vom Miozän ins Pleistozän, vor 5,2 Millionen Jahren, entstanden dann die Populationen auf dem Mount Cameroon und Mount Kupe.

Weiterführende Forschung zu diesem Thema wird zeigen, ob sich tatsächlich neue Arten unter dem Namen Rhampholeon spectrum verstecken – die Chancen dafür stehen gut. Interessant wären auch Untersuchungen zu Populationen der Art, die in dieser Studie keine Erwähnung finden. Denn natürlich könnten auch die Rhampholeon spectrum aus Süd- und Ostkamerun, kontinentalem Äquatorialguinea, Südgabun und dem Kongo weitere, eigenständige Populationen sein. Es bleibt also spannend!

Diversification and historical demography of Rhampholeon spectrum in West-Central Africa
Walter Paulin, Tapondjou Nkonmeneck, Kaitlin E. Allen, Paul M. Hime, Kristen N. Knipp, Marina M. Kameni, Arnaud M. Tchassem, LeGrand N. Gonwouo, Rafe M. Brown
PLOS One, Dezember 2022
DOI: 10.1371/journal.pone.0277107