Das Lappenchamäleon auf Serra da Neve (Angola)

Das Lappenchamäleon auf Serra da Neve (Angola)

Verbreitung Wissenschaft

Der Inselberg Serra da Neve liegt in der Provinz Namibe im Südwesten Angolas am Südwestrand Afrikas. Auf ihm befindet sich der zweithöchste Berg des Landes mit 2489 m üNN. Die isolierte Lage in Mitten von Savannen macht den Inselberg zu einem Refugium der Artenvielfalt, doch diese ist bisher was Herps angeht eher schlecht erforscht. Wissenschaftler aus den USA, Portugal und Deutschland haben kürzlich eine erste Übersichtsstudie durchgeführt, um die Amphibien und Reptilien des Serra da Neve zu inventarisieren.

Dazu wurden seit 2016 drei Expeditionen durchgeführt, jede ging einige Tage lang. Acht Gebiete wurden zur Tiersuche ausgewählt, wobei sowohl felsige Gebiete als auch Wald, offenes Grasland und verschiedene Höhenlagen mit einbezogen wurden. Fallgruben, Schlingfallen, Gummischleudern und manuelle Suche bei Tage und bei Nacht wurden zum Auffinden der Tiere genutzt. Die vorgefundenen Individuen wurden allesamt getötet und für die Aufbewahrung und weitere Untersuchung im Museum präpariert.

Insgesamt konnten 59 Reptilien- und Amphibienarten auf dem Inselberg gefunden werden. Chamaeleo dilepis wurde ausschließlich um das Dorf Catchi, das auf 1590 m liegt, gefunden. Das Dorf ist umgeben von Granitfelsen und dem Waldgebiet von Miombo, das von Brachystegia– und Julbernardia-Bäumen dominiert wird. Die flachen Stellen des Plateaus, das das Dorf umgibt, sind weitestgehend abgeholzt. Die Flächen werden als Viehweiden oder zum Anbau von Getreide und Mais genutzt. Die steilen Hänge um das Dorf jedoch sind noch bewaldet. Außerdem durchzieht ein kleiner Fluss das Plateau.

An island in a sea of sand: A first checklist of the herpetofauna of the Serra da Neve inselberg, southwestern Angola
Mariana P. Marques, Diogo Parrinha, Manuel Lopes-Lima, Arthur Tiutenko, Aaron M. Bauer, Luis M. P. Ceríaco
ZooKeys 1201, 2024: pp. 167-217.
DOI: 10.3897/zookeys.1201.120750

Foto: entstammt der genannten Publikation

Was Farbmuster bei Chamäleons beeinflusst

Was Farbmuster bei Chamäleons beeinflusst

Wissenschaft

Chamäleons sind bekannt wegen ihrer Fähigkeit zum Farbwechsel. Was genau verschiedene Farbmuster in verschiedenen Populationen beeinflusst, haben jetzt internationale Wissenschaftler untersucht. Sie wollen wissen, inwiefern der Lebensraum selbst, die Entfernung zu anderen Populationen oder soziale Interaktionen den Farbwechsel beeinflussten.

Als Probanden wurden zum einen Europäische Chamäleons (Chamaeleo chamaeleon) in La Herradura und Sanlúcar in Spanien gefangen. Die beiden Regionen liegen rund 230 km voneinander entfernt. Weitere Chamaeleo chameleon wurden in der nördwestlichen Negev und an der Carmel Küste in Israel entnommen (rund 180 km voneinander getrennt). Zum anderen wurden Lappenchamäleons (Chamaeleo dilepis) in Simbithi, Zulu Falls und Maduma Boma in Südafrika gefangen. Die drei Orte liegen zwischen 100 und 550 km voneinander entfernt.

Jedes Chamäleon wurde zwei Experimenten unterzogen. Im ersten ließen die Wissenschaftler das Chamäleon zwei Meter auf einem horizontalen Stock, der in der Sonne rund einen Meter über dem Boden aufgestellt wurde, laufen. Im zweiten Experiment wurde auf den gleichen Stock 50 cm entfernt vom ersten Chamäleon ein zweites der gleichen Art gesetzt. Die Farbmuster, die das Tier während der Experimente zeigte, sowie das Verhalten wurden 20 Minuten lang aufgezeichnet. Anschließend wurden die Daten mittels Computerprogrammen ausgewertet. Blut wurde allen Chamäleons aus einer abgeschnittenen Kralle entnommen und genetisch untersucht. Die Lebensräume und Bodengegebenheiten wurden auf verschiedene Weisen zusätzlich untersucht und statistisch ausgewertet. Die eingefangenen Tiere wurden maximal 12 h in belüfteten Plastikkäfigen gehalten und nach den Untersuchungen wieder freigelassen. Wie viele Chamäleons insgesamt gefangen und freigelassen wurden, wird leider in der Studie nicht erwähnt.

Wie erwartet stellte sich heraus, dass die einzelnen Populationen sich sowohl beim Europäischen als auch beim Lappenchamäleon genetisch voneinander unterschieden. Dabei wiesen die Populationen von Chamaeleo dilepis signifikant unterschiedliche Haplotypen auf.

Beim Lappenchamäleon waren die Weibchen an zwei Orten deutlich größer als die Männchen, lediglich in Simbithi nicht. Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, dass sich die Farbmuster der drei untersuchten Populationen klar voneinander unterscheiden ließen. Sie schlossen aus den Ergebnissen, dass die Farbmuster bei Chamaeleo dilepis vor allem von genetischer Isolation abhängig sind. Das Habitat selbst und die Größe der Chamäleons hatten keinen Einfluss auf die Farbmuster.

Beim Europäischen Chamäleon sah das jedoch anders aus: Die Körpergröße und die genetische Distanz zu anderen Populationen sagten die Farbmuster bei Männchen sehr gut voraus. Dafür waren die Farbmuster unabhängig vom Ort, an dem die Tiere gefunden worden waren. Boden- oder Vegetationsfarben hatten nur bei Weibchen einen geringen Einfluss auf die Farbe.

Genetic and behavioural factors affecting interpopulation colour pattern variation in two congeneric chameleon species
Tammy Keren-Rotem, Devon C. Main, Adi Barocas, David Donaire-Barroso, Michal Haddas-Sasson, Carles Vila, Tal Shaharabany, Lior Wolf, Krystal A. Tolley, Eli Geffen
Royal Society Open Science 11: 231554
DOI:  0.1098/rsos.231554