Pantherchamäleons auf Madagaskar

Pantherchamäleons auf Madagaskar

Allgemeines Verbreitung Zeitungsartikel

In der alle zwei Monate erscheinenden Zeitschrift der DGHT e.V., der Elaphe, ist aktuell ein schöner Artikel zu den Pantherchamäleons Madagaskars erschienen. Geschrieben wurde er von zwei Mitgliedern der AG Chamäleons, die regelmäßig auf die Insel reisen.

Der Artikel beschreibt in Wort und Bild das Verbreitungsgebiet der Pantherchamäleonsa auf Madagaskar, das sich über die nördliche Hälfte der Insel erstreckt, genauer von einigen Kilometern südlich des Örtchens Ankaramibe im Nordwesten bis über den Norden Madagaskars und an der Ostküste herunter bis rund 90 km südlich der Hafenstadt Toamasina. Die Chamäleons kommen dabei vor allem in Sekundärvegetation in offenen Landschaften vor, aber auch in Kakaoplantagen, verwilderten Gärten und Regenwäldern vor.

Der Lebenszyklus der Pantherchamäleons auf Madagaskar wird vor allem von der Regenzeit zwischen November und März bestimmt. Die Chamäleons paaren sich während dieser Zeit. Die Weibchen legen nach 30 bis 40 Tagen zwischen 11 und 35 Eier in ein selbst gegrabenes Nest. Die Jungtiere schlüpfen erst in der nächsten Regenzeit.

Besonders ausführlich geht der Artikel auf die verschiedenen Lokalformen, das je nach Ort unterschiedliche farbliche Aussehen der männlichen Pantherchamäleons, ein. Die Autoren zählen aktuell über 30 verschiedene Lokalformen auf Madagaskar, die durch natürliche Barrieren wie Flüsse voneinandere getrennt vorkommen. Wahrscheinlich gibt es aber noch deutlich mehr, sie sind nur noch nicht alle entdeckt.

Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) – Meister der Farben
Thorsten Negro und Alexandra Laube
Elaphe 3, 2023, pp. 12-25

Foto: Pantherchamäleon der Lokalform Ambanja auf Madagaskar, fotografiert von Thorsten Negro

Chamäleons auf unterschiedlichen Höhenstufen des Montagne d’Ambre (Madagaskar)

Chamäleons auf unterschiedlichen Höhenstufen des Montagne d’Ambre (Madagaskar)

Wissenschaft

Internationale Wissenschaftler haben sich intensiv mit den unterschiedlichen Höhenlagen des Montagne d’Ambre und den dort vorkommenden Amphibien und Reptilien beschäftigt. Der Montagne d’Ambre ist ein ehemaliges Vulkanmassiv im Norden Madagaskars. Der bis zu 1475 m hohe Berg ist vor allem von Regenwald bedeckt, der dem gleichnamigen Nationalpark angehört. Im Norden des Berges liegt ein Trockenwald, der zum Forêt d’Ambre Special Reserve gehört. Die Nordwestflanke des Berges ist bisher nicht geschützt.

In der vorliegenden Arbeit wurden Amphibien und Reptilien über 12 km zwischen 700 und 1470 Höhenmeter beobachtet und beprobt. In die Studie wurde auch erstmals der Westhang des Montagne d’Ambre auf Höhen zwischen 770 und 1290 m eingeschlossen. Zusätzlich wurden Tiere im Forêt d’Ambre ab einer Höhe von 470 m beprobt. Alle gefundenen Tiere wurden vermessen. Es wurden sowohl Wangentupfer, Schuppen als auch lebende Tiere, die euthanasiert wurden, entnommen und genetisch untersucht. Insgesamt kam es zu 2631 Beobachtungen von 34 Arten Amphibien und 48 Arten von Reptilien. Wie erwartet kamen auf unterschiedlichen Höhenlagen unterschiedliche Tiere vor. Der Artenreichtum des Montagne d’Ambre war dabei auf rund 1000 m üNN mit 41 verschiedenen Arten am größten. Über 1100 m waren rund ein Drittel der vorgefundenen Arten lokal endemisch.

Beim Erdchamäleon Brookesia tuberculata konnten zwei genetische Cluster identifiziert werden. Gruppe 1 lebt auf an der Ostflanke des Montagne d’Ambre auf Höhen von 887 bis 1170 m, Gruppe 2 auf 1260 bis 1455 m an der Ostflanke sowie auf 956 bis 1150 m am Westhang des Montagne d’Ambre. Bei Gruppe 1 fielen besonders viele mitochondriale Haplotypen auf, während Gruppe 2 lediglich einen einzigen Haplotyp aufwies. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Art wegen ihrer geringen Körpergröße und hohen Standorttreue eher zu isolierten Gruppen neigt als Baum bewohnende Chamäleons, die natürliche Barrieren leichter überwinden und sich damit in einem wesentlich größerem Umgebungsradius fortbewegen können.

Bei Calumma linotum waren die genetischen Unterschiede zwischen drei Gruppen auf unterschiedlichen Höhen eher gering ausgeprägt. Auch die Messdaten verschiedener Körpermaße zeigten bei dieser Art auf den unterschiedlichen Höhenlagen keinen eindeutigen Trend. Zwar schienen Calumma linotum auf niedrigeren Höhen etwas kleiner zu sein, das könnte aber auch an als Weibchen fehlidentifizierten subadulten Individuen gelegen haben. Bei Calumma amber und Calumma ambreense sank die Körpergröße, je höher im Montagne d’Ambre die Chamäleons gefunden wurden. Möglicherweise hängt dies mit den kühleren Temperaturen in höheren Lagen zusammen, die zu einem langsameren Wachstum beitragen. Es könnte aber auch sein, dass schlicht mehr jüngere Tiere vermessen wurden.

Die Studie bringt interessante Anpassungen verschiedener Chamäleonarten an die Höhenunterschiede des Montagne d’Ambre zu Tage. Möglicherweise handelt es sich dabei bereits um erste Hinweise auf ein frühes Stadium von Artbildung. Die Arbeit verdeutlicht außerdem, wie wichtig die unterschiedlichen Höhenstufen für die Artenvielfalt sind.

Repeated divergence of amphibians and reptiles across an elevational gradient in northern Madagascar
Mark D. Scherz, Robin Schmidt, Jason L. Brown, Julian Glos, Ella Z. Lattenkamp, Zafimahery Rakotomalala, Andolalao Rakotoarison, Ricky T. Rakotonindrina, Onja Randriamalala, Achille P. Raselimanana, Safidy M. Rasolonjatovo, Fanomezana M. Ratsoavina, Jary H. Razafindraibe, Frank Glaw, Miguel Vences
Ecology and Evolution 13 (3)
DOI: 10.1002/ece3.9914

Vortrag in Dortmund über Madagaskar

Vortrag in Dortmund über Madagaskar

Reiseberichte Vorträge

Roland Zobel, langjähriges Mitglied der DGHT Stadtgruppe Dortmund und bekennender Taggecko-Liebhaber, zeigt am 07. April 2023 in Dortmund einen bilderreichen Vortrag über eine Reise in den Norden Madagaskars. Im Norden des zweitgrößten Inselstaates der Welt gibt es viel zu entdecken, nicht nur Chamäleons.

Roland Zobel Expedition Nord-Madagaskar
DGHT Stadtgruppe Dortmund
Gaststätte „Olympia – Zur alten Post“
Im alten Dorf 2
59192 Bergkamen – Weddinghofen
Vortragsbeginn 19.30 Uhr

Foto: Collage von Roland Zobel

Unser Tagungsprogramm für Mai 2023

Unser Tagungsprogramm für Mai 2023

AG Interna

Nachdem wir im Dezember letzten Jahres bereits eine Vorschau auf das Tagungsprogramm veröffentlichen konnten, gibt es jetzt das finale Tagungsprogramm. Unsere diesjährige Tagung findet vom 05. bis 07. Mai 2023 im beschaulichen Boppard am Rhein statt. Da erfahrungsgemäß die Wochenenden in Boppard schnell ausgebucht sind, empfehlen wir, sich bald um Hotel oder Pension zu kümmern. Unser Programm ist eine schöne Mischung aus Haltungsberichten, allgemeiner Terraristik und Reiseberichten geworden. Am Freitag ist traditionell die Anreise und ein gemütliches Abendessen in den lokalen Gaststätten geplant.

Der Samstag beginnt mit einem klassischen Haltungs- und Nachzuchtbericht. Jean-Dominique Dufraine hält seit einigen Jahren Rieppeleon brevicaudatus und Archais tigris. Er spricht über Erfahrungen in der Zucht, aber auch bei der alltäglichen Haltung der beiden Arten. Anschließend nimmt uns Thorsten Negro mit auf die Suche nach Parsons Chamäleons in ihrem natürlichen Lebensraum auf Madagaskar.

Am Nachmittag wird uns Oliver Witte einen spannenden Einblick in Recht, Gesetz und Terraristik geben – keine Angst, es wird nicht so trocken, wie es klingt, sondern sehr interessant für Chamäleonhalter. Als Highlight hat uns außerdem die Physikerin Sarina Wunderlich von www.lichtimterrarium.de zugesagt. LEDs finden zunehmend Zuspruch in der Terraristik, nicht zuletzt, weil sich mit ihnen viel Strom sparen lässt. Sarina zeigt uns die Vorteile und Risiken von LEDs auf und geht auf die neueste Entwicklung, UV-LEDs, ein. Nach diesen beiden Vorträgen haben wir reichlich Zeit für Diskussion und Fragen eingeplant, denn es gibt sicherlich viel Gesprächsstoff. Zum Abschluss des Samstages stellt uns Rayana Vuillemain die Association Caméléon Centre Conservation (Schweiz) vor – dies ist der einzige Vortrag auf Englisch.

Am Sonntag wird es noch einmal bunt: Lars Dwinger berichtet über eine Madagaskarreise ins südliche Hochland und den zentralen Osten der Insel. Zwischen Teppichchamäleons und Reisfeldern war er genauso unterwegs wie im Regenwald von Ranomafana, wo er auf eine Vielfalt kleiner und großer Chamäleons traf. Den Abschluss macht Markus Grimm, der uns eine Übersicht zu Chamaeleo chamaeleon in seinem natürlichen Lebensraum in Europa sowie der Haltung und Nachzucht im Terrarium gibt.

Wir freuen uns sehr auf ein schönes Treffen und viele Chamäleonfreunde!

Vortrag in Neunkirchen über Madagaskar

Vortrag in Neunkirchen über Madagaskar

Reiseberichte Vorträge

Die Sprecherin der AG Chamäleons zeigt am 13. Januar 2023 in Neunkirchen (Saarland) einen bilderreichen Vortrag über nicht nur, aber auch sehr viele Chamäleons. Madagaskar, gelegen im Indischen Ozean gut 400 km östlich des Festlands von Afrika, ist für seine extrem hohe Artenvielfalt bekannt. Die absoluten Hot Spots liegen dabei an der Ostküste der Insel – Grund genug, sich auf ein Abenteuer im Norden Madagaskars aufzumachen!

Die Reise führt von der Hauptstadt Antananarivo mit einem winzigen Flugzeug nach Maroantsetra. Ein sanfter Einstieg ins Camping findet sich auf der Insel Nosy Mangabe, die zum Nationalpark Masoala gehört. Die goldenen Sandstrände der „Insel der Blattschwanzgeckos“ erzählt von diebischen Lemuren, leuchtenden Skorpionen und Schlangen, die man bevorzugt hinter der provisorischen Küche findet. Das Flugzeug bringt die Reisenden anschließend nach Sambava, der heimlichen Hauptstadt der Vanille. Zu Fuß geht es zur Expedition ins heilige Gebirgsmassiv von Marojejy. In der Tropenhitze sind die steilen Schluchten und ständigen Anstiege kein einfaches Terrain. Doch Marojejy ist ein Paradies für Herpetologen: Schier unzählige Chamäleons, Geckos, Schlangen, Insekten und anderes Getier lassen sich hier mit etwas Glück und Geschick finden. Nicht zuletzt sind die Höhenlagen des mystischen Regenwaldes auch die Heimat der „Engel des Waldes“, der vom Aussterben bedrohte Seidensifakas.

Danach geht es etwas bequemer im Geländewagen weiter: Auf der berüchtigten RN5 über Vohémar in den Trockenwald von Loky Manambato – ein trockenes Kontrastprogramm! Über Ambilobe, Ambanja und Ankarana lockt dann das letzte Ziel der Abenteuerreise: Der fantastische Regenwald des Montagne d’Ambre, einem Paradies für Camper, Chamäleonfreunde, Froschliebhaber und Schlangenfreaks. Auf dieser Reise kommt jeder auf seine Kosten – nur der Luxus bleibt etwas auf der Strecke.

Dr. Alexandra Laube Camping mit Chamäleons – Madagaskars Nordostküste
DGHT Regionalgruppe Saar-Pfalz
Zooschule des Neunkirchner Zoos
Zoostraße 25
66538 Neunkirchen
Einlass ab 18.30 Uhr, Vortragsbeginn 19 Uhr

Foto: Calumma guillaumeti in Marojejy, fotografiert von Dr. Alexandra Laube

Vortrag in Frankfurt über Madagaskar

Vortrag in Frankfurt über Madagaskar

Reiseberichte Vorträge

Die Sprecherin der AG Chamäleons zeigt am 21. Oktober 2022 in Frankfurt am Main einen bildgewaltigen Vortrag über nicht nur, aber auch sehr viele Chamäleons. Madagaskar, gelegen im Indischen Ozean gut 400 km östlich des Festlands von Afrika, ist für seine extrem hohe Artenvielfalt bekannt. Doch der wilde Westen Madagaskar ist vor allem eins: Heiß und trocken. Da kann eigentlich nichts überleben – oder? Das Ende der Regenzeit ist die beste Reisezeit fürs Herping auf Madagaskar: Zeit also, sich dorthin aufzumachen, wo der Pfeffer wächst, und nachzusehen, was es mit dem trockenen wilden Westen auf sich hat. Ein herpetologisches Abenteuer!

Die Reise führt von der Hauptstadt Antananarivo durchs Hochland bis zum Nationalpark Ankarafantsika, der entgegen der gängigen Meinung nicht nur Vögel zu bieten hat. Danach geht es weiter bis in die Westküstenstadt Mahajanga an der Bucht von Bombetoka. Die gegenüber liegende Landzunge von Katsepy hat mit einem für ausgestorben gehaltenen Chamäleon erst vor zwei Jahren eines ihrer größten Geheimnisse preisgegeben. Das weiter südlich gelegene Morondava am Meer ist die Heimat der berühmten Baobab-Allee. Unweit davon liegt der Wald von Kirindy, in dem wohl kein Tier ganz normal ist: Ein kathamerales Raubtier mit Klitorisknochen, der kleinste Mausmaki der Welt, eine Kängururatte, das kurzlebigste Chamäleon der Erde und eine Schildkröte namens Kapidolo sind nur einige der seltsamen Bewohner Kirindys. Von dort führt die Reise offroad im Sand weiter in den Süden, an den Baobabwäldern von Andavadoaka vorbei an die Strände von Ifaty. In zwei Dornwäldern nördlich und südlich der Küstenstadt Toliara finden sich in der trockenen Hitze Madagaskars eine ganze Menge Reptilien, die es zu besuchen lohnt.

Dr. Alexandra Laube Der wilde Westen Madagaskars
DGHT Stadtgruppe Frankfurt am Main
Zooschule des Zoo Frankfurt
Bernhard-Grzimek-Allee 1
60316 Frankfurt am Main
Einlass ab 18.30 Uhr, Vortragsbeginn 19 Uhr

Foto: Furcifer voeltzkowi in Katsepy, fotografiert von Dr. Alexandra Laube

Entstehung der Artenvielfalt von Chamäleons

Entstehung der Artenvielfalt von Chamäleons

Wissenschaft

Aus früheren Studien weiß man, dass sich die ersten Chamäleons in der späten Kreidezeit, etwa vor 90 Millionen Jahren, auf dem Festland Afrikas entwickelten. Etwa an der Grenze zwischen Kreidezeit und Tertiär, vor rund 65 Millionen Jahren, begannen sich verschiedene Arten zu entwickeln. Unklar ist bis heute, welche Faktoren zur Artenvielfalt beigetragen haben. Zwei Forscher der Swansea Universität in Wales haben nun mit verschiedenen Berechnungsmodellen der Phylogenetik untersucht, was die Diversifikation (die Aufsplittung der Chamäleons in viele verschiedene Arten) beeinflusst haben könnte.

Zum einen untersuchten sie die Diversifikation der Chamäleon-Arten auf Madagaskar. Es gibt evolutionsgeschichtlich zwei Zeitpunkte, an denen sich Chamäleons offenbar übers Meer vom Festland Afrikas nach Madagaskar ausbreiteten. Einer liegt etwa 65 Millionen Jahre in der Vergangenheit, der andere 45 Millionen Jahre. Man könnte nun denken, dass die klimatisch extrem unterschiedlichen Lebensräume auf Madagaskar die Artentwicklung nach der Verbreitung übers Meer sehr schnell vorangetrieben haben könnten. Zur Überraschung der Forscher fand sich jedoch kein Hinweis darauf. Der Artenreichtum an Chamäleons auf Madagaskar muss also daher kommen, dass sich Chamäleons dort schon sehr früh verbreiteten und damit einfach nur sehr viel mehr Zeit hatten, sich zu verschiedenen Arten zu entwickeln, als anderswo.

Des Weiteren untersuchten die Forscher, ob der Wechsel zwischen zwei Ökomorphen – von Boden bewohnenden Stummelschwanzchamäleons zu Baum bewohnenden Chamäleons mit längeren Schwänzen – einen Einfluss auf die Artenvielfalt hatte. Eher überraschend war, dass dies nicht der Fall zu sein schien. Die Entwicklung zu Baumbewohnern mit längeren Schwänzen fand relativ früh zu ein oder zwei Gelegenheiten statt. Es konnten keine Hinweise darauf gefunden werden, dass der Wechsel zwischen Ökomorphen die Diversifizierung beschleunigt hätte. Stattdessen stellte sich heraus, dass Artbildungsraten sich in den letzten 60 Millionen Jahren immer weiter verlangsamten. Nur ein sehr früher Verbreitungsevent der Gattung Bradypodion in Südafrika vor rund 10 Millionen Jahren ging  mit einer doppelt bis vierfachen Artbildungsrate einher.

Als dritten Studienschwerpunkt untersuchten die Forscher die Gattung Bradypodion. Während des Klimawandels im Miozän vor rund 10 Millionen Jahren veränderten sich Südafrika sehr stark. Wälder verschwanden, zurück blieben isolierte Waldlebensräume und dazwischen Savannen, die heute zum Teil  sogenannte Hot Spots der Artenvielfalt sind. In zwei davon, der Cape Floristic Region am südwestlichen Zipfel Südafrikas und Maputuland-Pondoland-Albany an der Ostküste Südafrikas, kommen besonders viele Bradypodion-Arten vor. Jede Art ist dabei auf ein geografisch sehr klar begrenztes Gebiet limitiert. Die Forscher vermuten deshalb, dass sich Bradypodion-Arten tatsächlich unter Einfluss der Lebensraum-Veränderung schneller entwickelt haben. Es ist anzumerken, dass die Diversifikationsrate der Gattung Bradypodion wahrscheinlich eher unterschätzt wird, da noch von etlichen versteckten Arten auszugehen ist.

Diversification dynamics of chameleons (Chamaeleonidae)
Stephen Giles, Kevin Arbuckle
Journal of Zoology, 2022
DOI: 10.1111/jzo.13019

Für Kurzentschlossene: Live-Stream über Madagaskar

Für Kurzentschlossene: Live-Stream über Madagaskar

Live Stream Reiseberichte Vorträge Webinare

Für Kurzentschlossene gibt es morgen, am Samstag, den 08. Oktober 2022, eine spontane Chance auf einen besonders schönen Vortrag. AG-Mitglied Lars Dwinger zeigt gemeinsam mit Jutta Dwinger am einen bilderreichen Vortrag, der via Live-Stream online übetragen wird. Die Gelegenheit für alle, die Vorträge lieber gemütlich von der Couch aus verfolgen oder für die schlicht die Anreise nach Niedersachsen zu weit ist.

Die beiden Dwingers bereisten in diesem Jahr den Norden Madagaskars, der bekannt ist für seine extreme Artenvielfalt. Los geht die Reise im Nationalpark Marojejy, der sich über die Schluchten und steilen Hängen des gleichnamigen Gebirges erstreckt. Dort gibt es extrem selten fotografierte Chamäleons, aber auch einen großen Artenreichtum an Fröschen, Schlangen und Geckos zu sehen. Danach führte die Reise über die Ostküstenstädte Sambava und Vohémar in den Trockenwald von Daraina. Als nächstes Etappenziel standen die weltberühmten Tsingys im Nationalpark Ankarana auf dem Plan. Selbst in diesen beiden Trockenwäldern findet sich viel kleines und großes Leben. Den Abschluss macht das Camping inmitten eines Chamäleonparadieses: Dem Montagne d’Ambre im hohen Norden Madagaskars. Zwischen winzigen Erdchamäleons, die gerade auf eine Fingerkuppe passen, und den sanften Riesen des Regenwaldes begegnen den beiden Hamburgern auf dieser Reise viele faszinierende Geschöpfe.

Lars und Jutta Dwinger Streifzug durch vier Nationalparks im Norden Madagaskars
Arbeitskreis Wirbellose in Binnengewässern e.V.
Live-Stream Vortrag nochmal ansehen
Hotel & Restaurant Fricke
Hämelerwald
Niedersachsenstraße 8
31275 Lehrte
Vortragsbeginn 17 Uhr

Foto: Brookesia vadoni in Marojejy, fotografiert von Jutta Dwinger

Vortrag in Neumünster über Madagaskar

Vortrag in Neumünster über Madagaskar

Reiseberichte Vorträge

AG-Mitglied Lars Dwinger zeigt gemeinsam mit Jutta Dwinger am Freitag, den 21. Oktober 2022, einen bilderreichen Vortrag in Schleswig-Holstein. Die beiden bereisten in diesem Jahr den Norden Madagaskars, der bekannt ist für seine extreme Artenvielfalt.

Los geht die Reise im Nationalpark Marojejy, der sich über die Schluchten und steilen Hängen des gleichnamigen Gebirges erstreckt. Dort gibt es extrem selten fotografierte Chamäleons, aber auch einen großen Artenreichtum an Fröschen, Schlangen und Geckos zu sehen. Danach führte die Reise über die Ostküstenstädte Sambava und Vohémar in den Trockenwald von Daraina. Als nächstes Etappenziel standen die weltberühmten Tsingys im Nationalpark Ankarana auf dem Plan. Selbst in diesen beiden Trockenwäldern findet sich viel kleines und großes Leben. Den Abschluss macht das Camping inmitten eines Chamäleonparadieses: Dem Montagne d’Ambre im hohen Norden Madagaskars. Zwischen winzigen Erdchamäleons, die gerade auf eine Fingerkuppe passen, und den sanften Riesen des Regenwaldes begegnen den beiden Hamburgern auf dieser Reise viele faszinierende Geschöpfe.

Lars und Jutta Dwinger Streifzug durch vier Nationalparks im Norden Madagaskars
DGHT Stadtgruppe Neumünster
Gaststätte „Schafstall“
May-Eyth-Str. 14
24537 Neumünster
Vortragsbeginn 20 Uhr

Foto: Brookesia betschi in Marojejy, fotografiert von Jutta Dwinger

Faktoren der geografischen Ausbreitung von Chamäleons

Faktoren der geografischen Ausbreitung von Chamäleons

Wissenschaft

Schon lange wird versucht zu ergründen, wie und warum Chamäleons sich über den afrikanischen Kontinent, auf Inseln und bis nach Europa und Asien ausgebreitet haben. Französische Wissenschaftler haben jetzt in Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen mittels Phylogenetik und verschiedenen Berechnungsmodellen untersucht, wie sich die Faktoren Körpergröße, küstennaher Lebensraum und extreme Lebensweisen auf die Verbreitung verschiedener Chamäleonarten ausgewirkt haben könnte. Die Studie untersuchte 181 Arten, die sich auf neun biogeografische Hauptregionen aufteilen: Nordafrika und Arabien, Zentralafrika, Südostafrika, Südwestafrika, Indien, Sokotra, Madagaskar, die Komoren und die Seychellen.

Chamäleonarten, die mehr als 10 km vom Meer entfernt vorkamen, verbreiteten sich historisch deutlich weniger als die 74 küstennah lebende Chamäleonarten. Ein ähnliches Phänomen ist von Skinken und Krokodilen bekannt. Die Verbreitung fand wahrscheinlich vor allem entlang der Küsten statt, zumeist auf dem gleichen Kontinent und nur selten über das Wasser zu anderen Kontinenten oder Inseln hin.

Die Größe der verschiedenen Chamäleons scheint ihre Ausbreitung in der Geschichte ebenfalls beeinflusst zu haben: Große Chamäleons verbreiteten sich weiter und häufiger als kleine Chamäleons. Das könnte damit zusammenhängen, dass größere Chamäleons eine geringere Stoffwechselrate haben – damit benötigen sie im Verhältnis zu kleineren Konkurrenten insgesamt weniger Energie. Außerdem legen größere Chamäleons Gelege mit deutlich mehr Eiern, wodurch sie ganz einfach zahlenmäßig im Vorteil sind.

Ein etwas unerwartetes Ergebnis erbrachte die Untersuchung verschiedener Lebenszyklen. Man würde zunächst annehmen, dass kurze Lebenszyklen mit schnellerer Verbreitung einhergehen. Tatsächlich zeigten die Berechnungen, dass vor allem Chamäleonarten mit extremen Lebenszyklen sich weiter verbreiteten. Wer also besonders langsam oder besonders schnell reproduzierte, war historisch unter Chamäleons erfolgreicher als die Arten „im Mittelfeld“. Die Autoren überlegen diesbezüglich, ob besonders langsame Lebenszyklen mit später Geschlechtsreife und langer Trächtigkeit möglicherweise auf dem gleichen Kontinent erfolgreicher sind, während schnellere Vermehrungsstrategien mit großen Gelegen günstiger für die Verbreitung übers Meer auf Inseln und andere Kontinente sind. Dazu passt, dass Furcifer polleni und Furcifer cephalolepis auf den Komoren und Chamaeleo zeylanicus in Indien, alles drei Beispiele für eine Ausbreitung übers Wasser, einen sehr schnellen Lebenszyklus aufweisen.

Die 34 Chamäleonarten mit der Kombination küstennah lebend, groß und extremen Lebenszyklus hatten zu 98% eine höhere Verbreitungsrate als Arten ohne diese Merkmale.  Insgesamt handelt es sich sicherlich um eine sehr theoretische Studie, die aber dennoch spannende Aufschlüsse über die historische Ver- und Ausbreitung von Chamäleons aufzeigt.

Chameleon biogeographic dispersal is associated with extreme life history strategies
Sarah-Sophie Weil, Laurie Gallien, Sébastien Lavergne, Luca Börger, Gabriel W. Hassler, Michaël P.J. Nicolaï & William L. Allen
Ecography
DOI: 10.1111/ecog.06323